Gottvertrauen als Basis der Ehe
Elftklässler des Peter-Breuer-Gymnasiums hatten Erfolg mit Theaterstück aus der Reformationszeit
Die meisten Lehrer oder Theaterleute hätten das Hochzeitsspiel in der Ratsschulbibliothek dem Staub überlassen. Rebhun, Lateinlehrer und Kantor in Zwickau und Pastor in Oelsnitz, hatte es 1538 geschrieben, um den Menschen "den gottgeordneten Ehestand" zu vermitteln und ihnen Ratschläge für die Ehe zu geben. Ein Lehrstück in strenger Versform und heute unverständlicher Sprache, mit einfacher Handlung und Botschaft und einigen Auffassungen, die in keinem Brautunterricht mehr vorkommen – Gehorche deinem Mann!
Musik- und Deutschlehrer Torsten Leutert fand, dass sich aus dem Stoff etwas machen lässt. Er peppte das Stück auf – ließ die Beteiligten reden, wie heute jungen Leuten der Schnabel gewachsen ist, und baute Originalverse geschickt an bestimmten Stellen ein, stellte einen Tanz an den Anfang und mischte kräftig Gospelmusik unter.
Der Inhalt blieb allerdings weitgehend unangetastet: Einem Brautpaar fehlt das Geld für eine Hochzeit im üblichen Stil, sogar für ausreichend Wein; der Eheteufel und sein Personal wollen das Vorhaben Ehe scheitern lassen, indem sie Egoismus schüren, Streit stiften und noch anderes Gift streuen; der Erzengel Raphael, Maria und ein anderer Helfer halten Gottes Wort dagegen und geben Hinweise – auf Gottes Hilfe zu vertrauen ("Wer Gott mit Ernst vertrauen kann, der ist wirklich ein großer Mann", Raphael/ Speisemeister), "gottesfürchtig und frumm" zu sein (Maria), ein Gottesmann zu werden: "In Lieb, Fried, Ruh und Einigkeit leb / mit Leni allezeit" (ein Freund des Bräutigams). Im Übrigen verwandelt in dieser Version nicht Jesus Wasser zu Wein. Vielmehr macht Raphael den Speisemeister zu seiner Marionette und lässt ihn großherzig Wein verschenken.
Einstudiert und auf die Bühne gebracht haben das Stück mit dem Zusatztitel "Heiraten!" 30 Schüler der elften Klasse. Es gelang ihnen – für eine Schüleraufführung – mit Bravour. Viele Darsteller schienen in ihrem Element zu sein, sie spielten souverän, improvisierten sogar bei Bedarf. Der Funken sprang in jeder der beiden Aufführungen über. Band, Chor und Solisten rissen mit den Gospel-Ohrwürmern wohl jeden der insgesamt 1 000 Besucher in der Lutherkirche mit. Szenenapplaus, Pfiffe und ein stürmischer Beifall am Schluss – das Publikum war offenbar begeistert.
Es ist noch offen, ob das Stück für einen Theater-Wettbewerb zugelassen wird. Die Zwickauer rechnen nicht damit. Ein Verantwortlicher schaute sich eine Probe an und glaubte nicht, dass die Schüler ernsthaft hinter den Inhalten des Stücks stehen.
Die Schüler verstanden wiede- rum den Mann nicht. Im Vorfeld hätten sie die Gelegenheit gehabt, die eine oder andere Aussage in Frage zu stellen, zu streichen. Doch das hielt keiner für nötig.
"Ich bin von Haus aus christlich. Da glaube ich einfach, dass ich Gott vertrauen kann. Ich merke, dass er bei mir ist", erklärte Carolin nach der Aufführung, warum sie sich mit dem Stück identifizieren kann. Selbst bei der Rolle, die der Frau zukommt, hat sie keine Bauchschmerzen: "Mein Vater hat zwar die Hosen an. Aber meine Mutter fühlt sich bestimmt nicht unterdrückt, weil alles mit Liebe geschieht."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Dienstag, 13.02.2007