1989: "Beunruhigt und besorgt"
Damals... (19)
Am 12. September 1989 gab der Erfurter Bischof Joachim Wanke als stellvertretender Vorsitzender der Berliner Bischofskonferenz ein Interview zu aktuellen Fragen. "Wir sind in der Tat beunruhigt und besorgt über die wachsende Zahl derer, die die DDR verlassen haben oder noch verlassen wollen. Wir müssen über dieses Phänomen und seine Ursachen offen sprechen, sowohl in unseren Gemeinden als auch in der Öffentlichkeit ... Einstellungen und Haltungen bei den Verantwortlichen, die den Menschen sehr zu schaffen machen und für manche ein Anlass zur Antragstellung sind, werden sich nur mit großer Anstrengung überwinden lassen. Administrative Anordnungen helfen da nur wenig, wenn es um mehr Offenheit und Ehrlichkeit in der Gesellschaft geht und um die Überwindung von Misstrauen und Gängelei", sagte Wanke in dem Interview. Gedruckt konnte es im Tag des Herrn erst zum 1. Oktober erscheinen -wegen der langen Vorlaufzeit. Eine Woche später fand in Leipzig die entscheidende Montagsdemonstration mit 70 000 Teilnehmern statt. - Die rund zweiwöchige Vorlaufzeit war in der gesamten Wendezeit eine der größten Schwierigkeiten der Redaktion, denn: Was heute geschrieben wurde, war morgen schon veraltet.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 31.08.2001