Was tun gegen Armut?
Katholische Jugend diskutierte mit Sozialminister Klaus Zeh
Als Gesprächspartner des Abends wurden der Thüringer Sozialminister Dr. Klaus Zeh, der Leiter eines mittelständischen Unternehmens in Schleusingen, Andreas Mastaler sowie der Dozenten der Christlichen Sozialwissenschaft an der Uni Erfurt, Martin Lampert begrüßt. Die Gäste nahmen zu Beginn an drei Spielen teil. So übernahm der Sozialminister die Rolle eines jungen Arbeitsstellen- Suchenden in einem nachgestellten Bewerbungsgespräch. Bei der Aufgabe, eine Million Euro gerecht auf verschiedene Gruppen von sozial Bedürftigen aufzuteilen, merkten alle drei Gäste, wie schwer dies ist und dass gute Begründungen für die eigene Entscheidung erforderlich sind. Aber auch die Jugendlichen merkten, dass ein Mensch-ärgere- dich-nicht-Spiel absolut kein Spaß mehr macht, wenn einer nur Fünfen und Sechsen auf seinem Würfel hat und der andere lediglich Einsen und Zweien.
Alles nur Spielerei? Keineswegs: In der anschließenden Diskussion wurde schnell deutlich, dass immer mehr Kinder und Jugendliche die Erfahrung in ihrem Leben machen, ohne eigene Schuld von vorn herein benachteiligt oder chancenlos zu sein. Schlechtere Bildungsabschlüsse, weniger Beteiligungsmöglichkeiten am gesellschaftlichen Leben bis hin zu größeren gesundheitlichen Risiken gegenüber besser gestellten Gleichaltrigen sind nicht selten die Folge. Selbst diejenigen, die sich für Schwächere einsetzen, bekommen manchmal noch bürokratische Hürden in den Weg gestellt, wie ein Vertreter der Kolpingjugend von seinen Erfahrungen eines gemeinsamen Wochenendes mit behinderten Menschen berichtete. Auch Betriebe hätten oftmals Berührungsängste gegenüber Behinderten und zahlen lieber die geforderte Strafprämie als sie anzustellen, räumte Unternehmer Mastaler ein.
Eines wurde an diesem Abend erneut deutlich: Keiner hat Patentlösungen, alle müssen weiter suchen und möglichst im Gespräch bleiben. Es gilt aber auch, nach neuen Wegen zu suchen. So war es ein großes Anliegen vor allem von Martin Lampert, bei aller Wichtigkeit nicht immer nur über Geld zu reden. Vieles lässt sich auch unabhängig davon bewegen. Die katholischen Jugendgruppen im BDKJ könnten im Rahmen ihrer Möglichkeiten durchaus auch einen Beitrag dazu leisten und tun dies ja auch schon.
So war dieser gemeinsame Gesprächsabend mit gesellschaftlichen Verantwortungsträgern Teil einer ganzen Reihe von Veranstaltungen und Aktionen, die der BDKJ- Diözesanverband Erfurt aus Anlass des Elisabeth-Jahres zur Problematik der Armut durchführt. Seine Forderungen diesbezüglich bekamen die Gesprächspartner an diesem Abend an einer Türklinke baumelnd überreicht. Dieses Symbol soll alle Veranstaltungsteilnehmer daran erinnern, dass wir selbst es mit in der Hand haben, dem Beispiel der heiligen Elisabeth folgend, armen Menschen in der Gesellschaft verschlossene Türen wieder zu öffnen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 26.02.2007