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Anstoß

Die Schönheit Gottes

Wer und was ist eigentlich schön?

Martin Weber

"Wie verhalten sich Schönsein und Geliebtwerden zueinander?" "Wenn jemand mich schön nennt, weil er/sie mich liebt, macht mich das frei/glücklich/ heil/schön?" Das waren zwei von mehreren Fragen, die meine Schülerinnen und Schüler im Religionsunterricht der neunten und zehnten Klasse überrascht haben. Als dann noch die Frage aufkam, ob man sich Gott denn "schön" vorstellen könne, waren doch manche in der Klasse ratlos.

Es war am Ende des letzten Schulhalbjahres und bei uns stand das Thema "Schönheit" auf dem Lehrplan. Ich wusste schon vorher, dass Schönheit ein vielgestaltiger Begriff ist. Dieser Begriff ist von Bewertungsmaßstäben abhängig, die heute sehr stark durch die Medien bestimmt werden. Und so war ich dann doch erleichtert zu hören, dass besonders die Schülerinnen dem aktuellen Schönheitswahn sehr skeptisch gegenüberstanden. Gesagt wurde es dann aber doch: Schöne Menschen haben es leichter. Ja, das stimmt! Und es gilt wahrscheinlich für alle Zeiten: Hübsche Babys werden häufiger geknuddelt und Gutaussehende haben es im Berufsleben leichter.

Dass unser Urteil über das "Schöne" (das betrifft übrigens genauso das sogenannte "Hässliche"!) stark von unserem Gefühlsleben gefällt, wird ist heute Allgemeinwissen der Psychologie. Doch bei dieser Erkenntnis wollten wir im Unterricht nicht "stehenbleiben". Vielmehr sollten die Schüler entdecken, dass "Schönheit" auch mit "Harmonie", "Güte" und "Wahrheit" zu tun hat.

Mit diesen Begriffen haben wir dann im Unterricht eine "Brücke" zu Gott gebaut, denn wenn der Grund für das Entstehen der Welt und des Menschen nur ein Zufall ware, woher kämen dann Schönheit und Harmonie, wie eine Schülerin fragte. Woher kommen künstlerische Gaben, Dichtkunst und Musik? Wenn das Leben letztlich doch nur ein grausamer Kampf ums Überleben wäre, warum sind dann solche Dinge entstanden und warum haben sie überlebt?

Der Mensch hat wahrscheinlich einen natürlichen Wunsch nach Schönheit. Wir freuen uns, Schönes zu sehen. Wir mögen es, das Wellenspiel am Meer oder die hohen Berge zu sehen, denn es lässt uns etwas von Größe, Unendlichkeit und Majestät erahnen. Die anziehende Kraft der Schönheit kann uns einen Hinweis auf Gott geben. Eine schöne Geschichte berichtet von einem Kind, das gern und gut malte. Es setzte sich eines Tages in sein Zimmer und begann, eine schöne Landschaft zu malen. Nachdem es viele Stunden mit Pinsel, Leinwand und Farben umgegangen war, wurde es müde, ging nach draußen, erblickte den Himmel und die Bäume und rief spontan: "Oh ja, dies ist viel schöner als was ich male oder je malen werde. Wer ist nur der Maler all dieser Dinge"?

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 28.02.2007

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