Impulse für die Gesellschaft
Thüringer Bischöfe sprachen mit Ministerpräsidenten
"Religiöse Werte können nicht verordnet werden, sie können nur aus einem erlebten persönlichen Beispiel und aus einer guten Erziehung heraus wachsen", betonte Bischof Joachim Wanke nach einem Treffen mit Thüringens Ministerpräsident Dieter Althaus im Rahmen einer Pressekonferent in der Erfurter Staatskanzlei. Bischof Wanke machte deutlich, dass zu einer ganzheitlichen Erziehung immer die religiöse Bildung gehört, die ihren Platz im Land Thüringen haben muss. Und der Bischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Thüringens, Christoph Kähler, ergänzte: "Wir leben in einer Welt, in der man etwas wissen muss von Weltanschauungen und Religionen." Die Thüringer Bischöfe forderten in diesem Zusammenhang ganz konkret Nachbesserungen beim Thüringer Bildungsplan für Kinder bis zehn Jahren, der im Auftrag des Kultusministeriums erarbeitet wurde.
Freie Schulen müssen bezahlbar bleiben
Ein weiteres aktuelles Anliegen der Kirchen gegenüber dem Freistaat Thüringen ist die Sicherung der freien Schulen. Problematisch für deren Arbeit sind die kontinuierlichen Kürzungen der Landesmittel in den vergangenen Jahren. Plätze an freien Schulen müssen durch eine angemessene Kofinanzierung durch das Land für die Eltern weiterhin bezahlbar bleiben, sagte der evangelische Landesbischof Christoph Kähler aus Eisenach. Zur Klärung der tatsächlichen Schülerkosten wurde kürzlich ein Gutachten der freien Träger vorgestellt, dass die Kosten pro Schüler auf zirka 6400 Euro im Jahr einschätzte. Ein Gutachten der Landesregierung steht im Moment noch aus, wird jedoch in Kürze veröffentlicht. Ministerpräsident Dieter Althaus erklärte seinerseits, dass durch die beiden unabhängigen Gutachten die Finanzierung der freien Schulen neu geregelt und im Doppelhaushalt festgelegt wird. Er betonte weiter, das Land werde künftig bereitstellen, was für die freien Träger "zwingend notwendig ist". Die Bischöfe Christoph Kähler und Joachim Wanke zeigten sich überzeugt davon, dass in dieser strittigen Frage ein "guter Konsens" gefunden wird. Gegenwärtig besuchen zirka 4500 Schüler Einrichtungen der evangelischen Kirche und für den Bereich des Bistums Erfurt sind es zirka 1500 Schülerinnen und Schüler. Dazu kommen Mädchen und Jungen, die Förderschulen besuchen.
Thema des Treffens war zudem die Bundesgartenschau in Gera und das aktuell laufende Elisabeth- Jahr zum 800. Geburtstag der Thüringer Landgräfin und Heiligen. Die Bischöfe schätzten ein, dass mit dem Jahr bereits jetzt wichtige Impulse für die Gesellschaft ausgehen. "Gerechtigkeit und Barmherzigkeit erhalten wieder mehr Gewicht", stellte Bischof Martin Hein von der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck fest. Eine Sichtweise, die Bischof Joachim Wanke teilte. Elisabeths Lebensbeispiel, so Wanke, bringt Themen in die Diskussion, die bisher in einer technisierten Welt oft zu kurz kamen.
Buch möchte Orientierung für heute geben
Bischof Martin Hein nutzte die Gelegenheit der Pressekonferenz, um ein Buch-Projekt kurz vorzustellen, in dem Bischöfe der Region darüber nachdenken, welche Orientierung Elisabeth den Menschen von heute geben kann. "Das Buch ist ein spannendes Unternehmen, das weit über den innerkirchlichen Bereich hinausgreift", sagte Martin Hein.
An der Begegnung nahm zudem Bischof Axel Noack (Magdeburg) von der Kirchenprovinz Sachsen teil. Die katholische Kirche wurde neben Bischof Joachim Wanke für das Bistum Erfurt durch Dekan Klaus Schreiter für das Bistum Dresden–Meißen vertreten.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 10.03.2007