Prominente Aussteigerin
Tagung zum Elisabeth-Jahr auf der Neuenburg
In der 2003 auf der Neuenburg bei Freyburg eröffneten Dauerausstellung "Burg und Herrschaft" wird ausdrücklich an sie erinnert: 1224 und 1225 weilte die Thüringer Landgräfin Elisabeth nachweislich auf der Burg. Grund genug, ihren 800. Geburtstag auch hier gebührend zu begehen. Eine Tagung, zu der der Landesheimatbund Sachsen-Anhalts, der Heimatbund Thüringen, die Katholischen Akademie und die Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt jetzt eingeladen hatten, bildete den Auftakt.
Der Direktor der Stiftung Dome und Schlösser in Sachsen-Anhalt, Boje E. Hans Schmuhl, wertete die Teilnahme von 130 Interessierten an der Tagung – weiten 70 musste aus Platzgründen abgesagt werden – als Indiz für das große Interesse an Elisabeth und ihrer Wirkungsgeschichte und bezeichnete sie als die "Mutter Teresa des 13. Jahrhunderts".
Eine Formulierung, die Hans- Andreas Egenolf aus Erfurt in seinem Vortrag über die "Mystikerin und prominente Aussteigerin" gern aufgriff. Der langjährige Eisenacher Pfarrer versuchte in seinem Vortrag über die "Mystikerin oder prominente Aussteigerin" ein differenziertes Bild des Beichtvaters und Seelenführers Elisabeths, Konrad von Marburg, zu zeichnen. Der Prediger, der selbst ein radikales Leben der Askese führte, sei "auch aus damaliger Sicht ein rigoroser Seelenführer" gewesen und habe Elisabeth "im Guten wie im Schlechten beeinflusst", so Egenolf. Dennoch sei die Landgräfin "eine Frau gewesen, die wusste, was sie wollte". Elisabeth habe "ihre Christuserfahrungen in ihr praktisches Leben umgesetzt", so Egenolf. Dabei könne die starke Hinwendung zum Glauben schon als Kind, die auch Museumsleiter Jörg Peukert von der Neuenburg in seinem Vortrag beschrieb, durchaus mit ihrer frühen Entwurzelung aus ihrer Heimat am ungarischen Königshof in Sárospatak zusammenhängen, als sie vierjährig zwecks späterer Heirat nach Thüringen gebracht wurde.
Die sich in Elisabeths Zeit entwickelnde Armutsbewegung, so Egenolf, sei bei machen Wohlhabenden auf Resonanz gestoßen. Die Beginenbewegung und Franziskus seien Beispiele dafür.
Die katholischen und evangelischen Bemühungen um eine Aufarbeitung der Geschichte Elisabeths im 19. und 20. Jahrhunder schilderte Professor Joachim Schmiedl von der Philosophisch- Theologischen Hochschule Vallendar. Schmiedl stellte das Elisabeth- Jubiläum 2007 als "ein ökumenisches Ereignis" heraus. "Als Heilige aus der Zeit der ungeteilten Christenheit ist Elisabeth seit der Reformation auch eine Brückenbauerin zwischen den Konfessionen." Der Kirchenhistoriker erinnerte an die umfangreiche Elisabeth-Forschung und Literatur und verwies darauf, dass die Heilige nicht zuletzt in ihrer (heute evangelischen) Elisabeth- Kirche in Marburg besonders verehrt wird.
Schmiedl verwies auf die verschiedenen Gründungen im Geiste der Heiligen der Nächstenliebe wie die St.-Elisabeth-Schwesternschaft, die (Grauen) Schwestern von der heiligen Elisabeth, die Elisabeth- Konferenzen und die große Zahl der Elisabeth-Patronate.
Weitere Vorträge widmeten sich den Aktivitäten des Deutschen Ordens zur Zeit Elisabeths in ihrer Heimat Ungarn, dem Thema Frauen als Botschafterinnen und Trägerinnen der Volksfrömmigkeit im Mittelalter und der frühen Neuzeit sowie dem Oratorium Franz Liszts "Die Legende von der heiligen Elisabeth".
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Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 15.03.2007