Jetzt 4 Wochen kostenfrei Tag des Herrn lesen!
Aus der Region

Die heilige Elisabeth und ihre Zeit

Eine Zeit des Übergangs

Die Triumph-Kreuzgruppe: Ist der untere Lettner noch rein romanisch so weist die Kreuzigungsgruppe schon auf die Gotik und ihre Darstellungsweise hin. Foto: Raphael Ledschbor Wechselburg - Die heilige Elisabeth lebte in einer Zeit des Wandels. Darstellungsformen des Glaubens änderten sich. Neue Formen der Spiritualität kamen hinzu. Ein eindrucksvolles Zeugnis dieser Zeit ist der Lettner in der Stiftskirche zu Wechselburg bei Rochlitz.

"Unser Schmerzensmann am Kreuz zeigt deutlich verschiedene Elemente des Übergangs von der Romanik zur Gotik", berichtet Pater Gabriel Heuser vom Wechselburger Benediktinerkonvent. So erinnert der Aufbau der Triumphkreuzgruppe oberhalb des Lettners an die romanische Darstellung, die Christus als König und Sieger zeigt, die Züge Jesu sind aber bereits gotisch und zeigen das Leiden des Gottessohnes. In den nächsten Jahrhunderten werden die Menschen in diesem Bild und in der Betrachtung der Leiden Jesu Trost und Halt finden. Ja sie vereinen sich – wie die heilige Elisabeth – gleichsam in Leiden und Handeln mit Christus, dem sie gleich werden möchten. Ein spätes Beispiel dieser Frömmigkeit findet sich im Querhaus der Wechselburger Stiftskirche. Es handelt sich um einen spätmittelalterlichen Schmerzensmann – eine Darstellung des gegeiselten Jesu auch "Christus in der Rast" genannt.

Der heidnische alte König wütet und schreit

Pater Gabriel berichtet, dass es sich bei der Wechselburger Kreuzigungsgruppe um eine Dreifaltigkeitsdarstellung handelt. Oberhalb ist Gottvater zu sehen, der die Taube des Heiligen Geistes hält. "Die Züge des Vaters sind sehr jugendlich und seine Gesichtszüge gleichen denen von Christus. Sicher wollte der Schöpfer der Gruppe damit an das Wort Jesu erinnern ,Wer mich sieht, der sieht den Vater‘."

Zu Füßen der Gruppe wurde Adam eingeordnet, der zu Christus aufblickt. Er ist das Symbol für die Erlösung der Menschheit. Links findet sich Maria. Rechts ist Johannes zu sehen. Beide stehen auf Königen. Der König des Johannes, der sogenannte heidnische alte König, wehrt sich, er begehrt auf und schreit. Anders der König unter Maria, der junge christliche Herrscher. Er beugt sich, er weiß, dass seine Herrschaft begrenzt ist, weiß sich letztlich Gott verpflichtet. "Die Landgräfin Elisabeth wäre mit diesem Bild einverstanden gewesen", meint Pater Gabriel.

Die Kreuzigungsgruppe ist der krönende Abschluss des Wechselburger Lettners, der in Teilen sicher bereits zu Lebzeiten der heiligen Elisabeth errichtet wurde. Allerdings unterscheidet sich seine traditionelle Botschaft doch sehr von der Spiritualität der Heiligen, die sich schon früh der franziskanischen Bewegung zuwandte, wie Pater Gabriel Heuser berichtet.

Brot und Wein, die Gaben der Eucharistie

Der Lettner dokumentiert in der Tradition seiner Zeit Darstellungen der Eucharistie in der Kunst, wie sie sich seit der karolingischen Zeit etabliert hatten. Dabei wird das dreifache Opfer thematisiert. Heinrich Magirius schreibt dazu in seinem Kirchenführer: "Die Feier der Eucharistie am Kreuzaltar stellt den geistigen Bezugspunkt für eine Fülle von ,Bildern‘ am Lettner dar. Im römischen Messkanon wird auf drei Opfer Bezug genommen, die im Alten Testament auf das Opfer Christi auf Golgota vorausweisen; das Opfer des Abel, des Abraham und des Priesterkönigs Melchisedek." Das Opfer des Melchisedek, der Brot und Wein darbrachte, ist dabei ein besonderer Verweis auf die Eucharistie.

Ein weiterer Schwerpunkt des Lettners ist die Darstellung in der Mitte der Kanzel. Der thronenden, noch ganz romanische Christus ist von den Symbolen der vier Evangelisten umgeben. Und wie in der Triumphkreuzgruppe stehen fürbittend rechts Johannes und links Maria, welche den Kopf der Schlange zertritt.

Der Bau der Wechselburger Stiftskirche erfolgte in der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts und war damit zu Elisabeths Zeiten als romanische Basilika fertiggestellt. Allerdings, so Pater Gabriel, ist kaum anzunehmen, dass Elisabeth jemals in Wechselburg war, das damals noch Zschillen hieß. Ihre Zeit aber lässt sich in Wechselburg erspüren.

Übrigens: In der Stiftskirche findet sich auch die Grabtumba der Urgroßeltern der heiligen Elisabeth: Dedo und Mechthild. Mehr dazu in einer der nächsten Ausgaben zum Stichwort "Die Familie der Heiligen".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 11 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 15.03.2007

Aktuelle Empfehlung

Der TAG DES HERRN als E-Paper - Jetzt entdecken!

Aktuelle Buchtipps