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Bistum Erfurt

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Zu Gast in der Heimvolkshochschule St. Ursula in Erfurt

Brigadegeneral a. D. Theo Winkelmann ist mit Erfurt verbunden

Erfurt - "Du gehörst dazu" war das Thema von Brigadegeneral a. D. Theo Winkelmann in der Reihe zu den "Sieben Werken der Barmherzigkeit für Thüringen heute", zu der das Katholische Forum im Land Thüringen in der Fastenzeit in die Brunnenkirche einlädt.

"Warum bittet man ausgerechnet einen Soldaten um einen solchen Vortrag", fragte Brigadegeneral a. D. Theo Winkelmann zu Beginn des Abends. Er erinnerte daran, dass es in seiner Generation noch bitter nachschwingt, dass Soldaten ungestraft Mörder genannt werden durften. Und jüngst, zur Karnevalssaison seien auch Polizisten per Gerichtsbeschluss zum Beschimpfen - wenn auch nur im Karneval - freigegeben worden. Theo Winkelmann: "Ist den Menschen eigentlich bewusst, wie weh solche Urteile tun können? Passen sie in unser Wertesystem?" Diese Manifestierung des Rechtsanspruchs individueller Meinungsfreiheit ließ bei ihm die Frage aufkommen: "Gehörst du eigentlich dazu?" Und das gerade mit dem Hintergrund, dass es Bundeswehr und Polizei sind, die die Freiheit der Meinung durch ihren Dienst erst sichern helfen.

Beleidigende Ausgrenzung tut weh

Die Antwort, so der Brigadegeneral war mit Blick auf die von ihm und anderen Soldaten erlebten Beispiele von Akzeptanz, Anerkennung und Freundschaft schnell gefunden. Als ein aktuelles Beispiel benannte er dabei die Erfahrungen bei der Elbeflut im Jahr 2002. Das uneigennützige Zusammenwirken aller bewiesen Theo Winkelmann nachdrücklich: "Du gehörst dazu. Alle gehören dazu!"

"Du gehörst dazu" in der Zusammenarbeit

Weiter machte der Brigadegeneral eindringlich deutlich, dass Soldaten von Natur aus keine Feinde sind, dass sie erst durch die Entscheidungen der Politik zu solchen gemacht würden. Dankbar zeigte sich Winkelmann darüber, dass es in Europa heute keine gegnerischen Staaten mehr gebe. Für die Soldaten unterschiedlicher Nationen würden sich so beispielsweise im Rahmen der Nato neue Formen der Zusammenarbeit auftun, die zur Erfahrung führen: "Du gehörst dazu." Persönlich erinnerte er sich dabei unter anderem an Partnerschaften zu Soldaten in Polen und in der Tschechischen Republik. Wobei er bedauerte, dass diese zwar im Bereich des Militärischen gut möglich seien, im zivilen Bereich jedoch ungleich schwer zu verwirklichen sind.

Theo Winkelmann stellte die Frage, warum es Soldaten untereinander so leicht fällt, miteinander zu leben und zu arbeiten. Er erinnerte dabei an das Soldatenbild der Bundesrepublik Deutschland, das stark "auf unser Grundgesetz und damit auf das christlich-abendländische Wertesystem ausgerichtet ist." "Das Prinzip des 'Staatsbürgers in Uniform' wurde geschaffen und damit sichergestellt, dass die Werte der Gesellschaft auch in den Streitkräften uneingeschränkt gelten und sich keine abweichenden Entwicklungen auftun", sagte Winkelmann. Damit ist es gewollt, dass in der Bundeswehr bei aller Notwendigkeit militärischer Hierachien der Mensch das Entscheidende ist und bleibt. Theo Winkelmann: Das schließt die Achtung des Partners, ja auch des Feindes mit ein.

Der Brigadegeneral ging in seinen Worten auf den Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan ein. Er sagte: "Unser Ansehen in der Welt beruht darauf, dass wir in den Einsätzen unseren Grundsätzen treu sind und sie auch vorleben." Den Menschen vor Ort werde so gezeigt, dass sie dazugehören, dass sie akzepiert und in ihrer Kultur voll und ganz geachtet werden. Die Bundeswehr, so Brigadegeneral Winkelmann, verstehe ihr Engagement in Afghanistan und anderen Regionen immer als einen Beitrag in die Zukunftsfähigkeit des jeweiligen Landes.

Ein Nährboden von Resepkt und Ehrlichkeit

Zur Arbeit in Afghanistan befragte er im Vorfeld seinen Sohn, der dort im Einsatz war und wieder ist. Dieser schreibt: "Wir nahmen den Menschen die Angst, dass erneut Eindringlinge einer fremden Kultur ihren Stolz verletzen und ihre Lebensweise verändern wollen. Auf dem Nährboden von Verständnis, Ehrlichkeit und Respekt sind viele denkbaren Probleme in dieser angespannten ersten Mission in Nordafghanistan erst gar nicht entstanden. Nach fünf Monaten Einsatzdauer hatte unsere Truppe einen guten Ruf und keinerlei ernsthafte Zwischenfälle zu beklagen."

Zum Schluss seines Vortrags betonte Brigadegeneral Winkelmann zusammenfassend: "Für mich ist Barmherzigkeit eine Folge des Grundsatzes 'Du gehörst dazu !' Wenn wir ihn beachten, ist es für uns eine Selbstverständlichkeit zu helfen und teilen."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 12 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 22.03.2007

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