Ferienstätte bleibt familiär
St. Ursula in der Sächsischen Schweiz: Der "gute Geist" des Hauses lebt nach dem Umbau weiter

Naundorf - Die Befürchtungen von Schönstattschwester Antonia Segebarth haben sich nicht erfüllt: Auch wenn sich die Kapazitäten mehr als verdoppelt haben, die familiäre Atmosphäre der Caritas-
Familienferienstätte St. Ursula ist dennoch erhalten geblieben.
In der malerisch oberhalb der Elbe gelegenen Familienferienstätte hat sich manches geändert: Platz für 110 Gäste gibt es hier jetzt und damit auch für mehrere parallele Veranstaltungen, in den neuen Ferienhäusern und Apartments erwartet die Gäste moderner Komfort, neben den Spielplätzen unter freiem Himmel gibt es für Kinder nun auch im neu erbauten Gemeinschaftshaus einen Spielraum... Trotz äußerlicher Veränderungen fühlen sich Gäste, die mit der von Schönstattschwestern geführten Ferienstätte alte Erinnerungen verbinden, nach wie vor hier zu Hause. Das wurde während der vergangenen Monate deutlich, als ein großer Teil der neu entstandenen Gebäude bereits genutzt werden konnte, und auch während der Einweihung am 30. März. Bischof Joachim Reinelt erzählte von seinem ersten heimlichen Besuch in Naundorf, als seine Mutter hier einen der raren Plätze zur Müttererholung ergattert hatte. Das Taubenhaus, in dem er als Theologiestudent campierte, steht heute nicht mehr, und doch gilt seiner Überzeugung nach bis heute: "In St. Ursula kann man sich zu Hause fühlen. Man kann hier erleben, was Kirche bedeutet." Dass Familien und einzelne Gäste hier nicht nur Service, sondern Zuwendung und geistliche Stärkung erführen, sei nicht zuletzt den Schwestern zu verdanken, die hier seit 1955 wirken. Ähnlich sah das auch Simone Wenzler aus dem sächsischen Sozialministerium: "Wir können nur Geld geben. Sie geben den Familien hier vieles, was mit Geld nicht zu bezahlen ist." Der Schatz, den das kirchliche Haus berge, müsse unbedingt auch Gästen zugänglich gemacht werden, die keine Christen seien, betonte sie. Tatsächlich steht die Ferienstätte nicht nur Kirchenmitgliedern offen. Besonders intensiv war das Engagement für nichtchristliche Familien während des Hochwassers von 2002, als viele Flutopfer aus der Region hier wochenlang nicht nur Zuflucht, sondern auch Ermutigung und Bestärkung bekamen.
Kontinuität zeichnet die Erholungsstätte in der Sächsischen Schweiz auch in Bezug auf ihre Brückenfunktion zwischen Deutschland und Tschechien aus. Wegen ihrer Grenznähe war sie bereits zu DDR-Zeiten Ort kirchlicher Treffen. In jüngster Zeit fanden hier Treffen von Caritasvertretern der Partnerdiözesen Dresden- Meißen und Leitmeritz statt. Im Rahmen der Partnerschaft sind besonders auch tschechische Familien hier zur Erholung eingeladen. "Wenn deutsche und tschechische Kinder hier die EM-Qualifikation nachspielen, geschieht mehr für das Zusammenwachsen Europas als durch manche politische Deklaration", zeigte sich Matthias Mitzscherlich, Caritasdirektor im Bistum Dresden-Meißen, überzeugt.
Der Kostenumfang für die Umund Neugestaltung beträgt gut fünf Millionen Euro. Mehr als die Hälfte übernahmen Bund und Land. Der Eigenanteil, den die Caritas aufbringen musste, lag bei 27,3 Prozent der Baukosten.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.04.2007