Glücklich und wie neugeboren
Zwei junge Frauen aus Finsterwalde empfingen in der Osternacht das Sakrament der Taufe
Gott ruft immer wieder Menschen in seine Kirche: Vor allem dies war die Ostererfahrung der Pfarrgemeinde in Finsterwalde. Ein Grund, sich auch des eigenen Glaubens zu vergewissern.
Pia Beier und Mandy Conrad scheinen ihr Glück kaum fassen zu können. Viele Hände schütteln sie, umarmen ihre Freunde und Wegbegleiter. Jeder freut sich mit den beiden jungen Frauen, die Ostern in der Gemeinde St. Maria, Mater Dolorosa, in Finsterwalde das Sakrament der Taufe empfingen. Für die meisten, die gekommen sind, um die Katechumenen in ihre Reihen aufzunehmen, ist es ein besonderes Zeichen der Hoffnung, dass Gott den Weg mit den Menschen nicht aufgegeben hat und auch junge Leute in seine Kirche beruft -ihr Herz anrührt und sie begleitet. "Ich fühle mich wie neugeboren", freut sich Mandy. Dabei ist die Taufe das vorläufige Ende eines Weges, der für sie nicht ganz einfach war. Die heute 18-Jährige ist durch ihre Freundin Anna-Katharina Erbe, die auch ihre Taufpatin ist, das erste Mal mit den katholischen Glauben in Berührung gekommen. Da war sie 13 Jahre. "Anna hat mich in die Jugendstunden mitgenommen. Ich war von der herzlichen Aufnahme überrascht, von der Gemeinschaft und Vertrautheit unter den Jugendlichen."
Aufgewachsen ist die Schülerin in einem nicht christlichen Elternhaus. Die Scheidung ihrer Eltern habe viel dazu beigetragen, dass sie tiefer über den Sinn des Lebens nachdachte. Bis sie getauft werden konnte, musste Mandy allerdings bis zu ihrem 18. Lebensjahr warten, denn in der Familie gab es Widerstände. Zu ihrer Taufe in der Osternacht sind ihre Mutter und ihre Oma gekommen, die ihre Entscheidung akzeptieren. "Meine Oma findet das richtig gut." Das Vertrauen auf Gott und die Gemeinschaft der Glaubenden sind für Mandy zum Lebenselixier geworden. "Dein Wort ist meinem Fuß eine Leuchte", zitiert sie ihre Lieblingsstelle aus dem Psalm 119. Eine besondere Überraschung wartete auf sie noch an diesem Abend, denn Patin Anna-Katharina sang ein Lied nur für ihre Freundin.
Die Vorbereitung auf die Taufe hat Pfarrer Christoph Kliemank absichtlich etwas weiter gefasst. Dem "Katechumenenkreis" gehörten nicht nur die Taufbewerber, sondern auch die Paten und einige Freunde an. Für Pfarrer Kliemank eine besondere Form der Erwachsenkatechese und der Gemeinschaft.
"Einfach glücklich" ist auch Pia Beier. Die angehende Juristin, die in ihrer Heimatstadt Finsterwalde zurzeit ihr Referendariat macht, hat durch ihren Freund die katholische Gemeinde kennen gelernt. Auch für sie war die Gemeinschaft der Christen das "Aha-Erlebnis". Wenn Menschen so miteinander umgehen, müsse mehr dahinterstecken. Sie geht in die Gottesdienste und lernt ihre Feierlichkeit schätzen, setzt sich mit den Glaubensinhalten auseinander und fragt auch kritisch nach. Dennoch weiß Pia bald, dass es "ihr Weg" ist. Für Maria, die Gottesmutter, hat sie ein besonders Interesse entwickelt: "Faszinierend, wie Gott an einem Menschen handelt, und wie ein Mensch zu Gott ,Ja' sagen kann." Pia freut sich darüber, dass sie ihren Schritt auch äußerlich vollzogen hat. "Jetzt gehöre ich richtig dazu."
Am Osterfest geschehe etwas Ungeheuerliches, sagt Pfarrer Kliemank in der Predigt. Etwas, was man nicht beschreiben, schon gar nicht verstehen kann. "Wer gibt mir, wer gibt uns die passenden Worte dafür?" Aber der Pfarrer weiß, wie Menschen wie Pia und Mandy zum Glauben kommen können: "Ihr habt Menschen gefunden, die Zeugnis gaben von ihrem Glauben."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 16.04.2007