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Bistum Görlitz

Mit erhobenem Haupt:

Diakon Bernhard Matko und sein Einsatz für die Mitarbeiter der Karstadt-Filiale Hoyerswerda

Ein letzter Gruß für die Mitarbeiter: Diakon Bernhard Matko war fast 40 Jahreim 'Centrum' beschäftigt. Foto: Andreas Schuppert

Hoyerswerda - Die Verkaufsetagen sind leer geräumt, die letzten Waren werden verramscht. An diesem Samstag öffnet Karstadt in Hoyerswerda zum das letzten Mal seine Pforten. Der Betriebsrat und Diakon Bernhard Matko hat bis zum Schluss versucht, den Standort zu retten.

Es sieht eigentlich aus wie immer: Zu DDR-Zeiten war das "Centrum- Warenhaus" Publikumsmagnet für die Hoyerswerdaer und die Bewohner der Ortschaften ringsum. Nach der Wende hat sich die Kaufhauskette Karstadt hier engagiert, die Immobilie sogar als Eigentum erworben und sich kräftige Gewinne versprochen. Nach 16 Jahren ist nun Schluss. Der Strukturwandel in der Stadt -immer mehr Menschen ziehen weg -sowie die rückläufigen Umsatzzahlen rechtfertigten den Erhalt des Standortes nicht mehr, begründet die Konzernleitung in Essen die Schließung.

Argumente, die auf tönernen Füßen stehen, wie Bernhard Matko, Betriebsratsvorsitzender, Katholik und Diakon findet. Viele Menschen, die Hoyerswerda verlassen, ziehen ins Umland, um ihre Wohnqualität zu verbessern. Diese würden Karstadt als Kunden erhalten bleiben, erläutert Matko gegenüber der Unternehmensleitung, warum die Filiale erhalten werden könne. Zudem sei Hoyerswerda einer Studie zufolge nach Dresden die Stadt mit der zweitstärksten Kaufkraft in Sachsen. Matko setzte sich nach der Ankündigung des Unternehmens, das Kaufhaus in Hoyerswerda zu schließen, mit Mitarbeitern zusammen, um einen Plan zu erarbeiten, wie Karstadt gerettet werden könnte. Er schaltete einen Wirtschaftsprüfer ein, machte sich auf den Weg in die Konzernzentrale nach Essen, um das neue Konzept vorzustellen.

Der Diakon argumentiert mit dem Sozialreformer Adolph Kolping oder mit der heiligen Teresa von Avila -dass man auch unter ungünstigeren Bedingungen effektiv arbeiten könne, wenn es gelingt, seine Leute zu motivieren. Aber bei aller Wertschätzung für den geistlichen Betriebsrat aus der Lausitz: Die Entscheidung stand fest. Für Bernhard Matko ging es nun darum, eine einigermaßen sozial verträgliche Abwicklung zu bewerkstelligen. Eine Transfergesellschaft für zwei Drittel der rund 100 Mitarbeiter wurde gegründet, um ihnen ab Mai Möglichkeiten der Qualifizierung zu geben und sie bei der Arbeitssuche zu unterstützen. "Zehn Mitarbeiter kamen in anderen Filialen unter, bis runter nach Konstanz". Für rund 30 Angestellte bleibt allerdings nur der Weg zum Arbeitsamt.

Bernhard Matko bescheinigt den Karstadt-Mitarbeitern ein hohes Maß an Verantwortung. "Wir haben zwar um den Betrieb gekämpft, waren aber nie verbittert. Die Mitarbeiter haben immer versucht, nach vorn zu blicken und waren um realistische Lösungen bemüht." Auf dem Schreibtisch des Diakons steht eine Einkaufstüte, die der Konzern zu seinem 125-jährigen Jubiläum herstellen ließ. Daran ist jetzt eine schwarze Schleife mit der Aufschrift "Letzter Gruß" befestigt. Matko hat allen Grund zu trauen, denn er ist seit 39 Jahren mit dem alten "Centrum- Warenhaus" verbunden, hat sich vom Plakatmaler zum Leiter der Abteilung Schauwerbung hochgearbeitet. Wie für einen Teil der Mitarbeiter geht es für ihn zunächst in der Transfergesellschaft weiter. Dort will er weiterhin für die Mitarbeiter da sein, denn seine Arbeit als Betriebsrat hat er auch immer als "Betriebsseelsorge" verstanden.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 16.04.2007

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