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Anstoß

Gedanken zum weißen Sonntag

Die Fülle auskosten

Susanne Schneider

Es gibt wohl keine Zeit im Kirchenjahr, die so stark von Lebensfreude/Genuss/ Hoffnung geprägt ist, wie die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten. Die Liturgie feiert in der Osteroktav ausführlich die Auferstehung Christi. Auch die kommenden Wochen sind davon geprägt: Immer wieder ertönt der Osterjubel und das feierliche "Halleluja".

Es ist, als ob die Kirche keine Grenzen kennt und keine Hemmungen hat, die Freude über die Auferstehung Jesu auf viele Arten auszudrücken. Die Auferstehung Jesu macht "alles" gut. Immer wieder wird an die Aussage von der "glücklichen Schuld" aus dem Exsultet der Osternacht erinnert. Nicht umsonst dauert die Fastenzeit 40 Tage und die Freudenzeit zwischen Ostern und Pfingsten 50 Tage.

Nun trifft diese liturgische Festzeit nicht unbedingt jedes persönliche Empfinden. Manche Christen sind vielleicht von ganz anderen Gefühlen geplagt: Sorge, Ärger, Depression. Auch mit dem Ostermorgen haben einige ein Problem, weil sie sich verpflichtet fühlen, sich zu freuen. Doch das geht nicht auf Befehl!

Das Kirchenjahr kann uns nicht zu bestimmten Gefühlen zwingen. Aber es lädt uns als Gemeinschaft ein, bestimmten Gefühlen und Stimmungen bewusst nachzuspüren. Wir dürfen uns auf diese frohe Botschaft einlassen. Wir sollen auf das schauen, was gut oder sogar bereits vollendet ist. Daraus können wir eine positive Einstellung zum Leben allgemein entwickeln. Dieser Blick auf das Gute ist nicht selbstverständlich. Wir können ihn trainieren, wie die folgende Geschichte erzählt:

Ein alter Indianer saß mit seinem Enkelsohn am Lagerfeuer. Es war schon dunkel geworden und das Feuer knackte, während die Flammen in den Himmel züngelten. Der Alte sagte nach einer Weile des Schweigens: "Weißt du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist böse, deprimiert und traurig. Der andere hingegen ist hoffnungsvoll, liebend und blick voll Erwartung in die Zukunft."

"Welcher der beiden wird den Kampf um dein Herz gewinnen?" fragte der Junge. "Der Wolf, den ich füttere", antwortete der Alte.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Montag, 16.04.2007

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