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Bistum Görlitz

100 Sprachen hat das Kind

Kindergarten Bennolino in Spremberg machte bei ARD-Themenwoche "Kinder sind Zukunft" mit

Bewegung und Musik sind Spremberg - Erst gab es Skepsis, Zweifel und Widerstände. Dennoch hat sich das Konzept des von einem Elternverein getragenen katholischen Kindergartens "Bennolino" in Spremberg als tragfähig erwiesen.

Kinderarmut, alternde Bevölkerung, Familienförderung. Kaum jemand hätte vermutet, dass Kinder und Familien einmal Brennpunkte in der öffentlichen Diskussion werden würden. Mit einer einwöchigen Aktion vom 14. bis 21. April widmeten sich auch die Rundfunkanstalten der ARD dem Thema. Das Motto "Kinder sind Zukunft" sollte den familienmüden Deutschen auf die Sprünge helfen.

Für den Spremberger Kindergarten "Bennolino" ein wichtiger Grund, sich am 14. April mit einem Tag der offenen Tür einem breiteren Publikum zu präsentieren. Nicht, weil es gerade "politisch korrekt" ist, wie Kita-Leiterin Sylvia Malyssek versichert. "Die Zukunft der Kinder ist bei uns Dauerthema." Die Beteiligung an der ARD-Aktion sei jedoch eine gute Gelegenheit, das Anliegen noch einmal stärker in die Öffentlichkeit zu tragen. Bundesweit machten rund 2000 Kinder- und Jugendeinrichtungen, Sportvereine oder Musikschulen mit.

Der Kindergarten Bennolino, der seinen Namen der Pfarrgemeinde St. Benno verdankt, darf mit dem christlichen Gymnasium Johanneum in Hoyerswerda heute als ein einzigartiges Beispiel christlichen Elternengagements im Bistum gelten. Hinter der Einrichtung steht keine "starke Hand" wie die Diözese oder einer der großen Sozialverbände, sondern die "Katholische Elternschaft Spremberg (KESS)". Im Jahr 2003 gegründet, war es das Ziel, einen katholischen Kindergarten in Spremberg zu errichten.

Bunter Tupfer in der Bildungslandschaft

Die Vereinsmitglieder tragen alle finanziellen Risiken für die im Januar 2004 in Betrieb genommene Kindertagesstätte – auch wenn die Personalkosten vom Land Brandenburg sowie ein Teil der Betriebs- und Sachkosten von der Kommune bezahlt werden, wie der Vereinsvorsitzende Jürgen Maiwald informiert.

KESS hat damit der weitgehend nicht christlichen Bildungs- und Erziehungslandschaft in der Region einen bunten Tupfer hinzugefügt. Dass man dabei auch Überzeugungsarbeit leisten musste, gibt Maiwald unumwunden zu.

Herzstück der Einrichtung, deren Räume sich im Gemeindehaus der Spremberger Pfarrei befinden, ist die so0genannte Reggio-Pädagogik. "Das Konzept von Bennolino enthält aber auch Elemente der Montessori-Pädagogik", erläutert Sylvia Malyssek. In Anlehnung an den italienischen Erziehungsreformer Loris Malaguzzi (1920 bis 1994) hat das Kind "100 Sprachen", um seine Welt zu beschreiben. Konkret bedeutet dies, ein "ganzheitliches Lernen" zu "provozieren": im Freispiel, in Angeboten und Projekten, bei Festen und Feiern, die sich am Kirchenjahr orientieren. Frau Malyssek: "Das Kind kann frei wählen was, wo, mit wem und wie lange es spielen möchte. Es gibt die Gelegenheit, sich mit älteren und jüngeren Kindern auseinanderzusetzen und damit von unterschiedlichen Altersbeziehungen zu profitieren." Bewegung und Musik seien "Tore" zum Lernen und spielten deshalb eine besondere Rolle.

Der Kindergartenalltag zeigt, dass es funktioniert. Die Kita erreicht außer den Christen auch Menschen, die durch die übliche Pfarrseelsorge nicht ansprechbar sind. "Auch wenn manche Eltern mit Kirche und Religion selbst nichts zu tun haben, sie bringen ihre Kinder zu uns, weil sie ihnen das Christliche als ,Lebenswissen‘ nicht vorenthalten wollen", ist die Erfahrung der Leiterin. 41 Kinder zwischen eineinhalb und sechs Jahren besuchen die Einrichtung. Das bedeutet volle Auslastung. Vier pädagogische Mitarbeiterinnen sowie drei geringfügig Beschäftigte im technischen Bereich kümmern sich um das Wohl der Mädchen und Jungen.

Solch ein Projekt lebt und stirbt mit dem Ehrenamt

Für KESS-Vorstand Bernhard Weinert jedoch kein Grund zum Ausruhen. Der Verein könnte zum Beispiel mehr als die zurzeit 35 Mitglieder vertragen. Weinert räumt ein, dass "die Personaldecke von Ehrenamtlichen" dünn ist. "Solch ein Projekt lebt oder stirbt mit den Leuten, die sich engagieren oder nicht." Dankbar sei KESS deshalb für die Unterstützung durch die Caritas, die die Fachberatung übernommen hat, sowie dem Bischöflichen Ordinariat, das Verwaltungsaufgaben wie Gehaltsabrechnungen oder Sicherheitsabnahmen erledigt. Ebenso stehe ein großer Teil der Pfarrgemeinde hinter dem Projekt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 16 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 20.04.2007

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