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Aus der Region

Ostern in der Oase

Die ökumenische Kontaktstube "Leipziger Oase" ist ein Anlaufpunkt für die Bedürftigen der Stadt

Ein buntes Programm mit weltlichen und geistlichen Liedern und Gedichten stand im Mittelpunkt der Feier des Osterfestes in der ökumenischen Kontaktstube für Wohnungslose

Leipzig (mh) - Weihnachten, Pfingsten oder St. Martin -kirchliche Festtage sind auch in der ökumenischen Kontaktstube für Wohnungslose "Leipziger Oase" ein Grund zum Feiern. Jüngstes Beispiel: das Osterfest.

Gedichte und fröhliche Lieder, Zeit für das Gespräch miteinander und reichlich Kaffee und Kuchen: In der ökumenischen Kontaktstube für Wohnungslose "Leipziger Oase" -einer Einrichtung in Trägerschaft von Diakonie und Caritas -herrscht am Ostersonntagnachmittag gute Laune und Fröhlichkeit. Die Kontaktstube hat ihre Gäste zur Feier des Osterfestes eingeladen. Und rund 65 Leute sind gekommen. "Die großen kirchlichen Feiertage werden in unserer Einrichtung gefeiert", sagt Bernd Hänsch, der selbst einmal wohnungslos war und jetzt im Sekretariat der Oase mitarbeitet.

Das Osterfest in diesem Jahr war eine Zusammenarbeit zwischen der Kontaktstube, der evangelisch-freikirchlichen Elim- Gemeinde, die einen Teil des Programms gestaltete, und befreundeten Kirchengemeinden, die mit Spenden vor allem für den Kuchen und kleine Ostergeschenke gesorgt haben.

    Weniger Wohnungslose, aber mehr Bedürftige

"Von unseren Gästen sind zwar höchstens fünf Prozent gläubige Menschen, aber selbst die Nichtchristen interessieren sich für den christlichen Hintergrund dieser Feste", sagt Bernd Hänsch. Und so gibt es zwischen Frühlingstexten und lustigen Anekdoten ausgesprochen fromme Lieder und beispielsweise auch eine österliche Geschichte über die Jerusalemer Grabeskirche. Eröffnet wurde die Osterfeier sogar mit einer kleinen Andacht, gehalten vom Leipziger Pater Klaus Gräve von den Herz- Jesu-Missionaren. Bernd Hänsch: "Er versteht es, die Dinge so zu sagen, dass unsere Leute zuhören."

Nicht alle, die an diesem Nachmittag in die Oase gekommen sind, sind wohnungslos. "Die Zahl der Wohnungslosen nimmt in Leipzig -Gott sei Dank -ab", sagt Bernd Hänsch. Die offizielle Zahl liegt momentan bei etwa 200. Doch es gibt eine hohe Dunkelziffer, die Gesamtzahl schätzt er auf etwa 500. Aber: "Die Zahl der Bedürftigen insgesamt steigt deutlich an." Grund dafür sind zum einen die Hartz-IV-Regelungen und die wachsende Zahl von Rentnern, die von den Mindestrente leben müssen, obwohl sie ein ganzes Leben lang gearbeitet haben. Auch für sie stehen die Angebote der Oase offen: von der Kleiderkammer über die angebotenen Mahlzeiten bis zur Duschgelegenheit.

    Viele suchen den Kontakt zu anderen Menschen

In die Oase kommen die Leute aber nicht nur, weil sie materiell bedürftig sind und kein Geld haben, sich ein Mahlzeit zu kaufen. "Viele suchen ganz einfach auch nur Kontakt zu anderen Menschen, gerade die Älteren", sagt Hänsch. Und das gemeinsame Feiern von Festen bietet dazu eine gute Gelegenheit.

Wichtig in der Arbeit der Oase sind nicht nur materielle Hilfen und Kontakte, sondern auch die verschiedenen Beratungsangebote, denn die persönliche Notsituation hat oft verschiedene Gründe und vielfältige Auswirkungen. 70 bis 90 Personen kommen täglich mit ihrer Geschichte, ihren Sorgen und ihren Fragen. Für viele ist die Oase dabei der erste Anlaufpunkt. Hänsch: "Die Oase versucht Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten." Zunehmend werden die wohnungslosen Menschen deshalb in die Abläufe der Einrichtung integriert. Einige arbeiten ehrenamtlich mit: im Lager, beim Service und in der Küche. Die eigene Werkstatt sowie ein Garten bieten ebenfalls Möglichkeiten sinnvoller Beschäftigung. So wird die Oase zum "Übungsfeld" für eine mögliche Rückkehr in die Gesellschaft.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 29.04.2007

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