Der Tod hat keine keine Macht mehr
Nachdenken über die Sterblichkeit
Der Tod hat keine Macht mehr! Wirklich? Amoklauf an einer Universität in Virginia, Anschläge in Algerien, Afghanistan, im Irak, Christen in der Türkei ermordet ... Täglich erreichen uns neue Meldungen dieser Art. Was erschreckt uns an solchen Nachrichten? Das sinnlose Sterben so vieler Unschuldiger? Die Hemmungslosigkeit und Brutalität der Täter? Die Schmerzen der Verletzten? Die Trauer und Verzweiflung derer, die ihre Lieben verloren haben? Die seelische Not jener, die mit den grauenvollen Bildern im Herzen leben müssen? ... All das geht uns nahe. Dennoch -auch wenn es brutal klingt -von all dem sind wir, zumindest geografisch, weit weg.
Was wir uns aber nicht vom Leib halten können, ist die Möglichkeit des eigenen plötzlichen Todes. Spätestens dieser Gedanke trifft jede und jeden höchstpersönlich, wenn wir nicht schon zur Tagesordnung übergegangen sind. Auch ich kann jederzeit aus dem Leben gerissen werden oder mein Leben kann von einem Augenblick auf den anderen dramatisch auf dem Kopf stehen. Ich kann nichts tun, um mich endgültig gegen einen Anschlag zu schützen, so wenig wie ich mich sicher vor einem tödlichen Unfall oder einer schweren Krankheit bewahren kann. Der Tod scheint doch sehr mächtig zu sein!
Diese Einsicht trägt nicht unerheblich zu unserem Erschrecken bei. Denn wir werden daran erinnert, dass irgendwann auch auf jede und jeden von uns der Tod wartet. Und niemand möchte so grausam und sinnlos aus dem Leben gerissen werden, wie es den Opfern von Anschlägen und Attentaten geschieht. Kann ich, andersherum gedacht, die Frage beantworten, wie ich sterben möchte? Eine bekannte Wochenzeitung hat diese Frage jüngst prominenten Menschen in unserem Land gestellt. Ab und an denke ich über meine Antwort nach: Nicht unter gewaltsamen Umständen, auch nicht unbedingt nach langer, schwerer Krankheit, vor allem eigentlich nicht unerwartet. Zumindest wünsche ich mir, den einen kleinen Augenblick, der mir die Chance gibt, Ja dazu zu sagen -und mehr noch, dass ich Schritt für Schritt lerne, so zu leben, dass es im guten Sinne gleich-gültig wird, wann (und letztlich auch wie) mich der Tod erreicht. Der Glaube an die Auferstehung Jesu, über den der Tod alle Macht verloren hat, will uns Mut machen, für unser Leben angesichts des Todes. Wenn wir uns ab und an ein Herz fassen, über unseren eigenen Tod nachzudenken, wird er dabei ein Stück Macht über uns verlieren. Und: Es kann niemand Macht über uns gewinnen, der uns mit dem Tod bedrohen will.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 29.04.2007