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Anstoß

Bilder im Herzen und im Kopf

"Unsere" Maria im Monat Mai

Martin Weber

"Ich sehe dich in tausend Bildern, Maria, lieblich ausgedrückt, / doch keins von allen kann dich schildern, wie meine Seele dich erblickt". Wir könnten wohl kaum ein treffenderes Wort an den Anfang des Maimonats stellen, als dieses bekannte Dichterwort von Novalis.

Es ist so, wie vom Dichter beschrieben: Jeder von uns hat sein ganz persönliches Marienbild. Ein Gemälde oder eine Skulptur kann einem mehr oder weniger zusagen. Doch das Marienbild, das wir im Herzen tragen, ist nicht darstellbar. Das hat verschiedene Gründe. Eines ist aber sicher: Da jedes Beten auf dem Lebenshintergrund des Betenden, also Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, steht, treffen sich hier im Gebet die persönlichen Lebenserfahrungen mit dem jeweiligen Glaubensgeheimnis, und so entsteht dann durch dieses Zusammentreffen das ganz persönliche Marienbild.

Wenn nun jeder sein persönliches Marienbild pflegt, dann liegt doch darin eine große Gefahr. So hat es neulich ein Gemeindemitglied ausgedrückt. Dann kann doch die Marienverehrung so ins Persönliche abrutschen, dass zum Beispiel für manchen Gläubigen Marienverehrung wichtiger wird als Christusanbetung. Ich habe versucht zu beruhigen und auf die Bibel verwiesen. Denn wenn wir uns fragen, woher die Marienverehrung stammt, werden wir zuerst auf die Heilige Schrift schauen. An erster Stelle sind es die Evangelien. Aus den sogenannten Kindheitsgeschichten bei den Evangelisten Matthäus und Lukas erfahren wir die Anfänge des Heilsgeschehens: "Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben (Lukas 1,31 und folgende Verse).

Alle Aussagen der Hl. Schrift über Maria werden in Verbindung mit Jesus Christus gemacht. Er ist der eigentliche Grund ihrer Größe. Weil sie aber Mutter Christi und damit Gottesmutter ist, steht sie neben ihrem Sohn Jesus Christus im Zentrum des Heilsgeschehens, und das ist der Grund für ihre Verehrung und unsere Beziehung zu ihr. Wegen dieser Tatsache ist Maria von Anfang an in der Kirche Dank und Lobpreis entgegengebracht worden. Aus dieser großen Verehrung sind auch die Marienfeste entstanden.

Aus den gleichen Gründen sind auch für das gläubige christliche Volk die Monate Mai und Oktober zu Marienmonaten geworden. Kehren wir noch einmal zum Dichterwort zurück. Es spricht von einem sehr persönlichen Zugang zur Gottesmutter Maria. Wenn es zutrifft, dass es so viele Wege zu Christus gibt, wie es Menschen gibt, dann steht hier nach dem Wort des Dichters jedem Gläubigen sein Weg offen. Der Hauptweg ist durch die Hl. Schrift vorgegeben. Der persönliche Weg kann an der Hand der Gottesmutter gefunden werden.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 05.05.2007

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