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Bistum Görlitz

Vieles ist noch zu tun:

Polen und Deutsche reichen sich am Kreuz der Versöhnung in Kosarzyn die Hand

Polen und Deutsche beten am Kreuz der Versöhnung. Fotos: Andreas Schuppert

Kosarzyn/Guben - Versöhnung statt Zwietracht. Freundschaft statt Trennung. Das ist das Anliegen des ökumenischen Arbeitskreises, der zweimal im Jahr einen Gottesdienst am Kreuz der Versöhnung im polnischen Kosarzyn (Bistum Zielona Góra, Grünberg) organisiert.

Strahlender Sonnenschein herrscht am Zusammenfluss von Oder und Neiße. Der Ort ist symbolträchtig. Seit 2003 steht hier auf polnischer Seite das Kreuz der Versöhnung. Eine Initiative, die vor allem von deutschen Christen ausging, inzwischen aber auch die Polen erreicht hat. Rund 100 evangelische und katholische Christen haben sich hier am 6. Mai versammelt, um der Kriegsereignisse zu gedenken und um die Freundschaft zwischen Deutschen und Polen zu betonen. Dank auch dafür, dass die beiden Völker nun schon seit vielen Jahren in Frieden miteinander leben, wie es im Eingangsgebet heißt.

    Versöhnung muss Anliegen aller Christen sein

Der Zeitpunkt ist bewusst gewählt. Fast auf den Tag genau haben die Deutschen vor 62 Jahren die Kapitulation unterschrieben. Und fast auf den Tag genau vor drei Jahren wurde Polen Mitglied der Europäischen Union (EU). Diese Veranstaltung habe deshalb keinen Selbstzweck, betont die Initiatorin Karin Wolff aus Neuzelle, die den Krieg noch aus eigenem Erleben kennt. Die Mahnung an die Schreckensereignisse sei jedoch nur die eine Seite der Medaille. Wichtig sei es zudem, dass dies ein Anliegen aller Christen werde. Mit dabei sind deshalb nicht nur die evangelische Generalsuperindentin Heilgard Asmus aus Cottbus und evangelische Geistliche aus der Region, sondern auch der katholische Dompfarrer aus Gorzów (Landsberg), Zbigniew Samociak, und Pfarrer Uwe Aschenbrenner aus Guben.

Das Kreuz, so Heilgard Asmus in ihrer Predigt, zeige in alle Himmelsrichtungen, umspanne Ost West, Nord und Süd -Symbolkraft für das Bemühen der Völker Frieden zu schaffen, Versöhnung zu stiften. Gleichwohl sei in der Versöhnungsarbeit noch vieles zu tun, sagt Frau Asmus im Gespräch mit dem Tag des Herrn. "Versöhnung kann nur zwischen den Menschen geschehen. Dort, wo sich die Menschen begegnen, Vertrauen zueinander fassen und bereit sind, den anderen so zu nehmen, wie er ist." Die Versöhnung sei in "solchen Zeichen auf einem guten Weg" -vollendet jedoch nicht. Die sei auch Aufgabe für die zukünftigen Generationen.

    Gemeinsames Gebet über Grenzen hinweg

Keine babylonische Sprachverwirrung war es, sondern der Ausdruck der Gemeinsamkeit über Grenzen hinweg, als Deutsche und Polen jeweils in ihrer Muttersprache das "Vaterunser" beteten. Am Ende werfen die Teilnehmer kleine, mit Blumen bekränzte Kreuze in die Neiße und in die Oder, um an die zu denken, die heute "entlang der Flüsse wohnen". Initiatorin Karin Wolff freut sich besonders, dass diesmal auch viele polnische Christen zum Kreuz der Versöhnung gekommen sind, unter ihnen der Bürgermeister von Kosarzyn. Eine Geste, die in der Vergangenheit nicht selbstverständlich war.

Stichwort: Kreuz der Versöhnung


Das im Jahre 2003 errichtete Kreuz der Versöhnung am Zusammenfluss von Oder und Neiße ist eine Initiative von polnischen und deutschen Christen und war von Anfang an ökumenisch ausgerichtet. Das Kreuz steht vor allem als Mahnung und Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg, will aber auch die Gegenwart und Zukunft in den Blick nehmen. Die Initiatoren des Projektes rufen Deutsche und Polen zur Freundschaft auf und versuchen dies durch die gegenseitigen Beziehungen von Menschen aller Konfessionen zu vertiefen. Seit der Errichtung des Kreuzes sind zahlreiche Kontakte auf beiden Seiten entstanden. Zweimal im Jahr, im Frühjahr und Herbst, sind die Christen dazu aufgerufen, am Kreuz für den Frieden in Europa und zwischen den Völkern zu beten -mit wachsender Beteiligung.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Samstag, 12.05.2007

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