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Bistum Magdeburg

Unter und mit den Menschen leben

Pfarrei Genthin: Gemeinde erhält Pallottiner Priester

Pater Kücking (r.) und Pater Federspiel Genthin (ep) - Ein Patentrezept, in welcher Weise Christen ihren ungetauften Mitmenschen von ihrer Hoffung auf Jesus Christus erzählen sollten, wissen Pater Eckhard Kücking SAC und sein Mitbruder Herbert Federspiel (beide 61) nicht. Als Chance und Herausforderung, mit der katholischen Gemeinde und allen, die es wollen, gemeinsam zu leben und nach Gott Ausschau zu halten, verstehen die beiden Pallottiner-Priester ihr neues Wirkungsfeld in Genthin und Umgebung aber auf jeden Fall. Und sie kommen mit einer Art Vision: Sie möchten, dass in Gen-thin ein kleines geistliches Zentrum des gemeinsamen Betens und Lebens entsteht.
Am vergangenen Sonntag hat Bischof Leo Nowak die beiden Priester, die zuvor in Erfurt-Gispersleben und darüber hinaus in der Exerzitienarbeit tätig waren, in der Pfarrkirche St. Marien in Genthin in ihr Amt eingeführt. Dass sie von Gispersleben weggegangen und nach Genthin übergesiedelt sind, hängt mit ihrem Vorhaben zusammen, mit Gleichgesinnten eine Gebets- und Lebensgemeinschaft zu bilden. Pater Kücking: "Damit da-raus Wirklichkeit werden kann, haben die Pallottinerinnen der Deutschen Provinz in Limburg zugesagt, zwei Schwestern nach Genthin zu schicken."
Weil wir versuchen wollen, aus einer Gemeinschaft von Patres, Schwestern und Laien he-raus in unterschiedlichen Aufgaben zu wirken, haben wir den Dienst in der Pfarrei in Gispersleben aufgegeben", erzählt Pater Kücking, der nun Pfarrer in Genthin ist. Dies sei ihnen nicht leicht, aber auch nicht so ganz schwer gefallen, weil in Erfurt ein Nachfolger gefunden werden konnte. "In Gispersleben sind weder die Räume noch entsprechend vielfältige Aufgabenfelder für eine Gemeinschaft vorhanden, zumal es in Erfurt etliche Seelsorger gibt", sagt Kücking, der dort auch Dechant war. Auf der Suche nach einem geeigneten Ort sind die Pallottiner über eine Anfrage bei Bischof Nowak in Genthin fündig geworden: Hier befindet sich auf dem Pfarrgrundstück neben dem Pfarr- und Gemeindehaus ein leer stehendes kleines Haus, in dem zwei Schwestern leben können. In Genthin gibt es einen ökumenischen Kindergarten mit 65 Mädchen und Jungen, von denen zwei Drittel nicht getauft sind. Die Gemeinde ist auch Trägerin eines Hauses für offene Jugendarbeit, in dem täglich zwischen 50 und 70 junge Leute aus der Stadt ein und aus gehen. Es bestehen gute Beziehungen auch zu nicht christlichen Bürgern der Stadt. Schließlich hatte der Vorvorgänger, Pfarrer Willi Kraning, zum Beispiel in der Wendezeit eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft ins Leben gerufen, die bis heute mit fast 900 Personen der größte "Arbeitgeber" Genthins ist. Es gibt auch eine große Caritas-Sozialstation. "Eine der Schwestern könnte sich zum Beispiel unentgeltlich der menschlich-seelsorglichen Begleitung von Menschen widmen, die vom medizinischen Personal der Sozialstation betreut werden", sagt Pater Kücking. Ein solcher Bedarf sei ihnen schon von den Mitarbeitern, die dafür kaum Zeit haben, signalisiert worden. Zudem gehören zur Pfarrgemeinde mit Jerichow, Paray und Ferchland im Umkreis von 30 Kilometern drei Gottesdienststationen. Weitere können einiges Tages dazukommen. Aufgaben genug!

Pater Kücking war seit 1992 Pfarrer in Erfurt-Gispersleben. In Göttingen geboren und nach Aufgaben in Oberhausen, Rheinbach bei Bonn und Untermerzbach war er Vizeprovinzial der Norddeuschen Pallottinerprovinz in Limburg und Rektor. Pater Federspiel kam nach Aufgaben in Rheinberg, Vallendar und an der Ordensszentrale in Limburg 1995 nach Erfurt. Federspiel bietet seit Jahren geistliche Beratung und Beichtmöglichkeit an und leitet immer wieder (auch 30-tägige) Exerzitien.

Die Gemeinde hat die beiden Priester offen aufgenommen. "So mancher ist zwar ein biss-chen traurig, dass Vorgänger Pfarrer Christian Vornewald bereits nach dreidreiviertel Jahren wieder weg geht", sagt Pfarrgemeinderatsvorsitzende Christine Müller (61). "Wir hoffen aber auf ein gutes Miteinander und dass das Kommen der Patres für unsere Region am Rand des Bistums Zukunft bedeutet."

"Wir möchten hier mit den Leuten unterwegs sein, sehen, was jetzt zu machen ist und wie sich die Dinge entwickeln", sagen die Patres. "Wir wollen miteinander das Brot brechen und daraus Kraft schöpfen für die Aufgaben, die uns fordern." Ihr neues Arbeitsfeld betrachten die beiden "als Herausforderung und als Abenteuer".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 33 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 31.08.2001

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