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Anstoß

Männer -Woran wir Maß nehmen

Gedanken nach Christi-Himmelfahrt

Marko Dutzschke

Im Radio läuft wieder einmal Herbert Grönemeyer mit seiner berühmten Frage: Wann ist ein Mann ein Mann? Ich höre das Lied und muss an den vergangenen Himmelfahrtstag denken. Christi Himmelfahrt ist das Fest in Männerhand. Fahrräder, die das ganze Jahr unbenutzt im Schuppen stehen, werden wieder flott gemacht und es kann losgehen. Der Tag beginnt feuchtfröhlich und die Kehle wird bis zum Abend durchgeölt. Ein ordentlicher Kater ist inklusive, dafür ist der nächste Tag ja frei, Brückentag eben.

Wann ist ein Mann ein Mann? Wer auf diese Frage ausgerechnet zehn Tage vor Pfingsten eine Antwort sucht, wird enttäuscht. Männer, die mit glasigen Augen noch eine Runde bestellen wollen; andere, die ihr Fahrrad in das nächste Gestrüpp rollen lassen, um es kurz darauf ihrem Drahtesel gleich zu tun. Niemand wird ernsthaft behaupten, dass wir gerade am Männertag zeigen, was einen Mann zum Mann macht. Zum Glück gibt es noch genügend Männer, die genauso ausgelassen feiern und wissen, wo ihre Grenze ist. Bevor der Himmelfahrtstag ein Fest für alle Männer wurde, war es ein Fest für Jesus Christus. Grund genug, sich diesen Mann näher anzusehen. Aus der Heiligen Schrift wissen wir, dass Jesus gern bei den Menschen war und gern mit ihnen gefeiert hat; denken wir nur an die Hochzeit zu Kana. Doch was für ein Mann dieser Jesus aus Nazaret war, erfahren wir dadurch nicht.

Bilder zeigen immer nur die Meinung eines Künstlers und gerade bei den berühmten Darstellungen des 19. Jahrhunderts habe ich das Gefühl, dass diese Bilder den wahren Jesus verharmlosen. Da ist ein junger Mann mit verklärtem Blick und vorwiegend weichen, fast weiblichen Gesichtszügen zu sehen. Soll das der Mann sein, der gestandene Männer dazu gebracht hat, mit ihm durch Israel zu ziehen? Was hat die Zwölf an Jesus begeistert? Eine Ahnung bekomme ich, wenn ich mir die Lesung vom Karfreitag aus dem Propheten Jesaja ansehe: "Er hatte keine schöne und edle Gestalt ... kein trügerisches Wort [war] in seinem Mund" (Jes 52). Bei Jesus kam es nicht auf die Fassade an. Sein Auftreten muss überzeugt haben -offen, ehrlich auch in der Kritik und überzeugend.

Ein verlässlicher Freund, dessen Ja ein Ja und dessen Nein ein Nein war bis in sein Ja am Kreuz für uns Menschen. Das macht den Mann aus, den ich meinen Herrn nenne. An diesem Mann will ich Maß nehmen. Und wenn Pfingsten das Fest ist, an dem wir um den Geist des Herrn bitten, dann bitte ich darum, dass wir Menschen nach dem Vorbild Jesu werden.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 24.05.2007

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