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Bistum Dresden-Meißen

Belohnt durch ein Lächeln:

Im Caritas-Altenpflegeheim St. Gertrud in Leipzig-Engelsdorf wird das Ehrenamt kultiviert

Fertig zum Enten-Füttern: Hans-Gerd Breternitz geht in seiner Freizeit gern mit Paul Fischer spazieren. Foto: Dorothee Wanzek

Leipzig - 40 ehrenamtliche Mitarbeiter gibt es im Altenpflegeheim St. Gertrud in Leipzig- Engelsdorf, so viele wie wohl in keiner anderen Caritas- Einrichtung des Bistums. "Ein großer Schatz, der nicht mehr wegzudenken ist", sagt Heimleiter Klaus Mildner über sie.

Eigentlich wollte der Frankfurter Maschinenbaumeister Erwin Zaha das Wort "Ruhestand" wörtlich nehmen. "Ich hatte immer viel mit Menschen zu tun gehabt, es reichte mir", erinnert er sich. Schuld daran, dass er zwei- bis dreimal in der Woche im Garten des Caritas-Altenpflegeheims St. Gertrud zur Hochform aufläuft und die Grünfläche mittlerweile in ein Kleinod verwandelt hat, sei die ansprechende Atmosphäre des Hauses. "Es macht einfach Spaß, ich darf kreativ sein, fühle mich gebraucht und merke, wie gut es tut, noch rührig zu sein", sagt der Rentner.

"Ein Lächeln von den alten Leuten hier ist mir mehr wert als alles andere", sagt Hans-Gerd Breternitz, der sich gerade für eine Ausfahrt mit dem Heimbewohner Paul Fischer rüstet. Vor einigen Jahren kam er gemeinsam mit seiner Frau als Vorruheständler über die "Aktion 55" in Kontakt mit der Einrichtung. Beide machten ehrenamtlich weiter, auch als die Maßnahme abgelaufen war. Sie begleiten Rollstuhlfahrer auf Spaziergängen und Arztbesuchen oder nehmen sich einfach Zeit für Gespräche. "So fällt uns zu Hause nie die Decke auf den Kopf, gerade im Winter merken wir, wie wichtig das für uns selbst ist", sagt der Engelsdorfer.

Auch Margitta Herrmann ist mit der "Aktion 55" eingestiegen. "Es macht mich glücklich, älteren Menschen das zu geben, was sie verdient haben." Als junger Mensch habe sie selbst viel Geborgenheit durch die Älteren erfahren. Heute nimmt sie sich Zeit für die individuelle Betreuung einzelner Pflegebedürftiger. Viele kennt sie, weil sie jahrelang als Verkäuferin im Ort gearbeitet hat. Sie hilft bei der Gestaltung von Festen im Heim oder gemütlichen Dienstagabenden, die hier Tradition haben und ist zur Stelle, wo gerade jemand gebraucht wird. Das familiäre Miteinander mit Bewohnern, Haupt- und Ehrenamtlichen stärkt sie für den Alltag daheim mit ihrem kranken Mann. Im Laufe der Jahre sind regelrechte Freundschaften entstanden, zum Beispiel zu Eva Lange, die nach langen Jahren der hauptamtlichen Mitarbeit ehrenamtlich weitermachte. "Sie ist hier der gute Engel", sagt Margitta Herrmann über sie und erzählt, dass sie einem älteren Herrn jeden Tag punkt 15 Uhr ein Eis bringt oder dass sie kilometerweit geradelt ist, um jemandem den Wunsch nach einem Boskopapfel zu erfüllen -beim Gemüsehändler im Ort gab es diese Apfelsorte gerade nicht. Wie bei der evangelischen Christin Margitta Herrmann ist bei der Katholikin Eva Lange auch der Glaube eine Motivation, sich im Caritasheim zu engagieren -unter den 40 Ehrenamtlichen sind sie damit aber eher in der Minderheit, erzählt Steffi Marter, Leiterin des Sozialen Dienstes, die den Stamm der ehrenamtlichen Mitarbeiter in den vergangenen zehn Jahren aufgebaut hat.

Interessenten lädt sie zunächst zum Vorstellungsgespräch und nimmt sich Zeit, um gemeinsam herauszufinden, wo in dem 90-Plätze- Haus das optimale Einsatzgebiet für jeden liegt. Bei allen Hausveranstaltungen sind Ehrenamtliche willkommen, und vierteljährlich gibt es eigens für sie eine thematische Frühstücksrunde, bei der es um Themen geht wie "Umgang mit Demenz". Nicht nur zum Geburtstag erfahren die Ehrenamtlichen, dass sie von Bewohnern und Festangestellten geschätzt werden. Gerade im Umgang mit dementen Bewohnern böten die Ehrenamtlichen für die Festangestellten eine unschätzbare Entlastung, freut sich Steffi Marter, die gerne noch mehr freiwillige Helfer integrieren würde. Auch Zivis und FSJler sind willkommen. Ein liebevoller Umgang mit alten Menschen und ein Mindestmaß an psychischer Belastbarkeit sind Voraussetzungen. "Auch wir haben einmal klein angefangen", sagt Steffi Marter Gästen aus anderen Heimen, die verwundert fragen, wie sie an so viele Helfer gekommen sind. Ein Lernprozess sei das Einbeziehen der Ehrenamtlichen nicht zuletzt für das Pflegepersonal gewesen. Anfangs hätte es durchaus Ängste gegeben, Fremde in den eigenen Arbeitsbereich zu lassen. Mittlerweile spürten alle am eigenen Leibe, dass sie ein Segen sind.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 0 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 31.05.2007

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