Mädchen für alles:
Johanna Schwerdtner ist Sekretärin im Gemeindeverbund Bernburg - Ilsenburg - Nienburg

Bernburg - Für die Frauen, die die Kirche reinigen, besorgt sie die Frühstücksbrötchen. Klagt jemand nach dem Gottesdienst, schlecht laufen zu können, fährt "Schwester Johanna", denjenigen schon mal nach Hause. Und während der RKW trifft man sie am Vormittag in der Gemeindeküche.
Zuallererst jedoch ist Johanna Schwerdtner Sekretärin im Büro des Gemeindeverbundes Bernburg- Ilberstedt-Nienburg. Kürzlich konnte die 54-Jährige auf einen 25-jährigen Dienst als Pfarrsekretärin zurückblicken. Die gelernte Verkäuferin und Mutter von drei Kindern wurde 1982 vom damaligen Pfarrer Otto Hammer für die Aufgabe in der St.-Bonifatius-Gemeinde gewonnen. Ihre Vorgängerin Ernestine Jeske ging in den Ruhestand. "Eigentlich wollte ich diese Arbeit zunächst gar nicht übernehmen", sagt Frau Schwerdtner. "Es war am Anfang für mich nicht leicht, acht Stunden im Büro zu verbringen. Und verdient habe ich auch nicht viel."
Damals kamen viele Leute ins Pfarrbüro, um ihre Kirchensteuer zu bezahlen. Die Beträge mussten in die Steuerkartei und in die Hebelisten eingetragen werden. "In dieser Zeit haben sich mir viele der Namen fest eingeprägt", erinnert sich Frau Schwerdtner.
Mit dem staatlichen Einzug der Kirchensteuer seit 1991 nahm diese Aufgabe erheblich weniger Zeit in Anspruch. "Dafür wurde der Schriftverkehr im Vergleich zu DDR-Zeiten wesentlich umfangreicher", sagt Johanna Schwerdtner: "Heute sind viele Schreiben an staatliche Behörden, an die Stadtwerke, an Handwerker oder andere Firmen zu richten ... Besonders als wir unser Gemeindehaus umgebaut haben, war ständig viel Post zu erledigen."
Seit den 90er Jahren gehört die Gemeinde Ilberstedt seelsorglich zu Bernburg, seit 2006 Nienburg, in den 80er Jahren war bereits die Bernburger Talstadt-Gemeinde St. Johannes dazugekommen. Damit veränderte sich auch für Frau Schwerdtner der Einzugsbereich ihrer Arbeit. Im Zuge von Einsparmaßnahmen im Bistum wurde in den 90er Jahren jedoch ihre Arbeitszeit von acht auf 5,5 Stunden pro Tag (26,5 Wochenstunden, also ein Drittel weniger als vorher) reduziert. Mitte der 90er Jahre zog Frau Schwerdtner mit ihrer Familie von Bernburg ins leere Pfarrhaus von Ilberstedt. Mussten zu DDR-Zeiten stetig diverse Karteien vervollständigt werden, spielt heute die EDV eine wichtige Rolle. "Meine Aufgabe ist es, die Daten unseres Pfarrverbundes beim Bistum auf aktuellem Stand zu halten." Doch dies gehe nicht problemlos: "So gibt es zum Beispiel katholische Christen, die in den Listen der Einwohnermeldeämter stehen, aber nicht in der Kartei des Pfarrverbundes, und umgekehrt", sagt Frau Schwerdtner. Der Abgleich sei sehr aufwändig und falle nicht selten tagesaktuellen Aufgaben zum Opfer.
Viele Unterlagen müssen in Ordnern abgelegt werden, sagt Frau Schwerdtner. Regelmäßig habe sie Geburtstagsgrüße für die kranken und alten Gemeindemitglieder zu schreiben, Einladungen zum Beispiel für den Rentnertag zu verschicken, Glückwünsche für den Pfarrbrief zusammenzutragen, die Gottesdienstordnung und die Vermeldungen auch für die Homepage des Gemeindeverbundes zu erstellen. Nicht ganz einfach findet sie ihren Dienst dann, wenn Angehörige verstorbener oder schwer erkrankter Gemeindemitglieder zu ihr kommen. "Dann braucht es viel Fingerspitzengefühl", sagt sie. "Richtig gewöhnen werde ich mich an diese Situationen wohl nie." Einmal im Jahr unternehmen die Mitarbeiter von Seelsorge und Caritas in Bernburg gemeinsam einen Betriebsausflug. Für das gute Miteinander sei sie sehr dankbar, sagt Frau Schwerdtner. Ein gutes Verhältnis habe sie auch schon zu den beiden Schulschwestern Irmgard und Uta gehabt, die über viele Jahre in Bernburg waren. Einmal im Monat sind alle Mitarbeiter zum Frühstück bei Pfarrer Jörg Bahrke eingeladen. Alles in allem sei sie gern Sekretärin im Pfarrverbund, sagt Frau Schwerdter. "Die Aufgaben sind sehr vielfältig, und das macht Freude."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 31.05.2007