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Bistum Görlitz

"Helft euch gegenseitig"

Das Thema Ökumene stand im Mittelpunkt der diesjährigen Jugendwallfahrt

Wallfahrt ist Beten mit den Füßen: Diesmal ging es auf dem Weg um das Miteinander der Religionen und Konfessionen. Fotos: Birgit Huber Neuzelle (bhu/tdh) - Den anderen verstehen oder ablehnen? Aufeinander zu gehen oder in verschiedene Richtungen? Bei der diesjährigen Jugendwallfahrt wurde deutlich, dass der Weg zu einer gelungenen Ökumene weit ist.

Wenn Christoph Keller, Sprecher der Don-Bosco-Jugend Görlitz, das Megaphon schwingt, hören rund 300 Jugendliche auf sein Kommando. Sie haben sich an diesem wolkigen Junitag in Gruppen auf einer Wiese zur Agape zusammengefunden. Brot brechen und miteinander teilen -die vorletzte Station auf ihrer Fußwallfahrt.

In der evangelischen Nikolaikirche in Eisenhüttenstadt waren sie am Morgen aufgebrochen. Nun gilt es, den Einzug in die Barockkirche von Neuzelle würdig zu gestalten. "Zuerst sammelt sich die Gruppe mit den gelben Zetteln, die Gruppe mit den beigen Zetteln stellt sich dahinter auf, dann die mit den grünen, und los geht's. Die anderen warten noch hier", dirigiert Keller. Inzwischen kennt man sich schon gut in den Gruppen, die sich bei der Eröffnungsveranstaltung anhand der unterschiedlichen Farben der ausgeteilten Liedzettel zusammengefunden haben. Bereits auf den vorhergehenden acht Kilometern wurde gemeinsam intensiv an einem Thema gearbeitet, das auf den ersten Blick vergleichsweise weniger dringlich erscheinen mag: Ökumene.

In Zeiten zunehmender interkultureller Spannungen hätte manch ein Außenstehender unter dem Titel der Wallfahrt eher ein gemeinsames Nachdenken über dieses "heiße Eisen" erwartet. Er lautete nämlich "Aufstehen, aufeinander zu gehen, voneinander lernen, miteinander umzugehen". Andererseits stand die Planungsgruppe mit dem Thema vor der großen Herausforderung, den Begriff "Ökumene" für die jugendlichen Teilnehmer plastisch greifbar zu machen. Umso schwerer ist dies, wenn viele Ökumene aus ihrem eigenen religiösen Alltag nicht kennen, wie sich im Laufe des Tages herausstellte.

Die von Jugendlichen manchmal empfundene Hilflosigkeit angesichts solcher Situationen brachte ein roter Zettel an der Wand auf den Punkt: "Warum wollen die ,Evis' nichts mit uns machen? Wir geben uns Mühe, etwas auf die Beine zu stellen, aber von denen kommt nichts." Dennoch: Wallfahrt stellt auch für evangelische Christen durchaus eine Herausforderung dar, die "hohe Schule der Ökumene" -zumindest wenn es sich, um eine Wallfahrt mit einem Marienheiligtum als Ziel handelt. Hier stand besonders der Aspekt der "Pilgerfahrt im Vordergrund. "Wallfahrt -was ist das", fragte eine Überschrift am Anfang: "Beten mit den Füßen"

Den anderen verstehen, hinhören, was er zu sagen hat und seine Welt ernst nehmen -eine zentrale Botschaft der Jugendwallfahrt. Das geht aber nur, wenn man weiß, wo man selbst steht, betonte Diözesanadministrator Hubertus Zomack in seiner Wallfahrtspredigt. "Bevor ich auf andere zu gehe, um sie kennen zu lernen, vielleicht sogar von ihnen lernen will, brauche ich einen eigenen Standpunkt, ein Fundament, auf dem ich stehe."

Der Prälat rief dazu auf, einander zu stärken -auch über die Konfessionen hinweg. "Als ich vor 50 Jahren als 16-jähriger Lehrling und Internatszögling in Dresden am Sonntag beim Kirchgang einen Mitschüler traf, nur einen von etwa 25, war es für uns beide leichter, auch wenn wir nicht in die gleiche Kirche gingen." Jesus habe seinen Jüngern aufgetragen, einander zu lieben. Wenn Christen immer wieder nach diesem Motto leben würden, dann würde die Umwelt erkennen, "dass wir anders, nämlich Jesu Jünger sind."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 23 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 10.06.2007

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