Pilgern ist gerade Mode
Jugendwallfahrt zur Huysburg
Bärbel hat es geschafft. Trotz einiger Hindernisse auf einem langen, beschwerlichen Weg ist die vollbepackte alte Dame auf der Huysburg angekommen. Am Ende hatte die eiserne Bärbel schon nicht mehr viel Luft, doch die Jugendlichen aus dem Gemeindeverbund Röblingen-Querfurt haben sie mit vereinten Kräften auf den Klosterberg hinaufgezogen, denn aufgeben wollten und konnten sie ihre Bärbel nicht. Immerhin lastete auf ihr, einem umgebauten DDR-Mopedanhänger, das Gepäck mehrerer junger Wallfahrer, die am vergangenen Wochenende auf der Huysburg mit etwa 300 weiteren zelteten.
Lastenwagen Bärbel war unter den fußmarschierenden Wallfahrern die einzige Exotin, viele Jugendliche dagegen trugen ihr Gepäck selbst, einige ließen es auch in Kleinbussen den Berg hinauf transportieren. Den etwa acht Kilometer langen "Pilgerweg" von Halberstadt auf die Huysburg, auf Fuß-, Feld-, Wiesen- und Waldwegen, zwischen Korn- und Rapsfeldern hindurch, ersparte sich aber kaum jemand. Schließlich stellte der Fußmarsch mit seinen sechs besinnlichen Stationen einen wesentlichen Bestandteil der Wallfahrt dar. "Pilgern ist gerade in Mode", begründete der Magdeburger Jugendpfarrer Stefan Hansch den diesjährigen Fußweg, "und zudem führt der Jakobuspilgerweg über die Huysburg. Ich bin sehr positiv überrascht, dass so viele Jugendliche den Fußmarsch auf sich genommen haben."
Mit Elisabeth zur Huysburg unterwegs
Die heilige Elisabeth, verkörpert durch die 18-jährige Elisabeth Wanka aus Quedlinburg, leitete die Jugendlichen -in geistiger wie auch geografischer Orientierung -auf ihrem Weg zum Wallfahrtsziel. Bei grauem Himmel und ab und zu etwas Nieselregen passierten die jungen Gläubigen dabei unter dem Motto "Ihr sollt die Menschen froh machen" verschiedene ihrer berühmten Lebensstationen: Wie Elisabeth in der Kirche ihre Krone niederlegt, um demütig vor Gott zu treten oder wie sie an einem Tag ein Viertel ihres Vermögens verschenkt, um Not zu lindern und Armen zu helfen.
Diese von den Mitarbeitern der Jugendseelsorge gestalteten Besinnungszeiten auf dem Wallfahrtsweg, die das Leben und Wirken der Thüringer Landgräfin beleuchteten, gefielen Sarah, Sophie und Theresia aus Dessau sehr gut, denn sie hatten zuvor noch nicht viel über die heilige Elisabeth erfahren. Die drei jungen Mädchen konnten allerdings nicht verstehen, warum die Heilige für die Armenfürsorge ihre Kinder weggab und nicht beides vereinte.
Bei der Ankunft am Benediktinerkloster gab Elisabeth in der Kirche, der letzten und nach dem anstrengenden Fußmarsch wohl angenehmsten Station, Antwort auf die Frage, warum sie ihr Leben so gelebt habe. Mit den Worten von Matthäus (Kap. 5, Verse 3-12) sagte sie, dass die Armen, die Leidtragenden, die Barmherzigen die Glücklichen sind: "Seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt werden."
Nach dem Aufbau der Zelte und dem Abendessen konnten die Jugendlichen zwischen verschiedenen Angeboten wählen, um beispielsweise für Kinderheime Holzspiele zu basteln oder Hörspiele zu produzieren oder sich beim Missio-Workshop zum Thema Aids zu beteiligen. Höhepunkt des Abends war die Eucharistiefeier mit Bischof Gerhard Feige, der sich bereits am späten Nachmittag unter die Jugendlichen gemischt und ihre Gemeinschaft miterlebt hatte. In seiner Predigt erinnerte der Bischof daran, dass Elisabeth aus dem Glauben Freude geschöpft und diese weiter gegeben hat.
Aids als Thema bei Workshop und Anbetung
Die Nachtstunden standen wie schon einer der Workshops im Zeichen von Aids: Ein Teil der Wallfahrer beteiligte sich an der deutschlandweiten "Nacht der Solidarität", in dem sie sich während der eucharistischen Nachtanbetung in der Klosterkirche solidarisch mit den HIV-Infizierten zeigten. Parallel dazu ließen die Jugendliche am Lagerfeuer den langen Tag bei Liedern und Gesprächen ausklingen.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 10.06.2007