Verwurzelt im Kloster Helfta
Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands weiht lebendiges Labyrinth ein
Das Lebendige Labyrinth im Kloster Helfta ist seit Frühjahr 2004 entstanden. Im Rahmen der Frauenwallfahrt des Bistums Magdeburg am 16. Juni konnte das Projekt der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) nun eingeweiht werden. Schirmfrau und kfd-Bundesvorsitzende Magdalena Bogner enthüllte aus diesem Anlass im Eingangsbereich eine Informationstafel.
Bei dem Labyrinth handelt es sich um einen von rund 50 verschiedenen Heil- und Heckenpflanzen geprägten herzförmigen Garten. Zwischen Salbei, Thymian und Frauenmantel, Felsenbirne und Kurilen-Kirsche zieht sich in sieben Umgängen ein rund 350 Meter langer Weg hin zur Mitte des Labyrinths. Entlang des Weges finden sich unterschiedlich große, aus lebenden Weidenstecklingen geflochtene Figuren. Im Zentrum des Labyrinths steht ein ebenfalls aus Ruten geflochtener pavillonähnlicher Raum mit einer Rundbank im Inneren, auf der zehn Personen Platz haben. Das 2,80 Meter hohe Weidengeflecht ist teilweise bewachsen.
Ein Ort des göttlichen Erbarmens
Nach der theologischen Konzeption des Labyrinths steht diese bergende Weidenfigur für "das göttliche Erbarmen, den Schoß Gottes, der dem Leben Raum gibt". Insofern Frauen als Mütter dem Leben Raum geben und am Ort Helfta als Ordensfrauen Gott Raum gegeben haben und geben, ist das Labyrinth besonders ein Ort des geistlichen Lebens von Frauen
Geschaffen wurde das Labyrinth von Birgit Cauer. Die Berliner Bildhauerin nennt ihre von lebenden Pflanzen durchwachsenen Korbgeflechte "Leibräume". "Weil sie aus Lebendigem, das zugleich vergänglich ist, geschaffen sind, lassen sie gut nachvollziehen, was mit dem eigenen Leib geschieht. Und sie laden ein, mit Leib und Seele den Weg des Lebens spirituell zu bedenken", sagt die Künstlerin. "In dem zur Mitte hin aufsteigenden Labyrinth mit seinen Figuren aus Weidenstecklingen begegnen sich der Naturraum des Schönen, das Schöne der Kunst und die spirituelle Dimension". Gerade weil die Flora nicht völlig zu zähmen ist und Naturereignisse in ihr ihre Spuren hinterlassen, habe solch ein Lebendiges Labyrinth einen hohen Symbolwert für das Leben.
kfd-Frauen aus Ost und West haben bei sieben Ora-et-labora- Tagen in Helfta mit Frau Cauer einen Teil der Pflanzungen durchgeführt, diese mit gepflegt und auch beim Flechten der Leibräume geholfen. Daran erinnerte die Sprecherin der kfd, Diözesanverband Magdeburg, Barbara Striegel, die auch erste Vorsitzende des Trägervereins Lebendiges Labyrinth ist. "Die Idee eines Labyrinths aus Heilpflanzen und Weidengeflecht erschien uns von Anfang an als sehr gutes Zeichen der Verortung der kfd in Helfta", so Frau Striegel. "Verortung ist dabei wortwörtlich gemeint im Sinne von sich verwurzeln in der Traditon der Frauenmystik, um mit dem Evangelium in der heutigen Zeit Zugkraft zu gewinnen."
"In einem Labyrinth können Menschen mit Leib und Seele beten", betonte Äbtissin Assumpta Schenkl vom Zisterzienserinnenkloster in Helfta. Sie lud dazu ein, vor Ort der Mystik der Frauen von Helfta nachzuspüren und ihre Gebete zu beten.
Barmherziger Umgang und herzliche Offenheit
Der Magdeburger Ordinariatsrat Ulrich Lieb, der den symbolträchtigen Garten segnete, knüpfte an die Herzform des Labyrinths an, die eine Brücke zum Anliegen der Mystikerinnen Gertrud von Helfta, Mechthild von Hackeborn und Mechthild von Magdeburg schlägt: "Die Herzform erinnert an die Haltung der Barmherzigkeit: Ich wünsche uns ein offenes Herz für Gott, einen barmherzigen Umgang mit allen Menschen, denen wir begegnen, und herzliche Offenheit füreinander."
Für das Labyrinth, das auf Initiative einiger kfd-Diözesanverbände, darunter Berlin, Dresden-Meißen, Erfurt, Görlitz, Paderborn sowie Magdeburg entstanden ist, wurden 73 000 Euro gesammelt. Für den Erhalt werden weitere Mittel benötigt.
Informationen
Ansprechpartnerin in Helfta:
Hildegard Elbe,
Tel. 03475 - 63 89 52;
Infos: www.lebendiges-labyrinth.de; www.bcauer.de
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 21.06.2007