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Bistum Magdeburg

Hilfe für die, die am Weg liegen

Erfahrungen von Notfallseelsorgern nach dem Busunglück vom 18. Juni bei Könnern

Caritas-Sozialarbeiter Klaus Blaser und Gereon Schelhas ermutigen Mitchristen dazu, sich als Notfallseelsorger zu engagieren. Foto: Eckhard Pohl Bernburg - Nach dem schweren Busunglück am 18. Juni auf der Autobahn A 14 zwischen Bernburg und Könnern rufen Notfallseelsorger beherzte Mitchristen auf, sich in diesem Dienst zu engagieren.

Notfallseelsorger aus der Region Bernburg ermutigen nach dem Busunglück nahe Plötzkau alle Mitchristen dazu, einen solchen Dienst der Seelsorge zu übernehmen. "Das ist zutiefst eine Aufgabe für Christen, von einer Minute auf die andere in tiefes Elend geratenen Menschen zur Verfügung zu stehen", sagt Klaus Blaser aus Calbe. Mit drei Mitstreitern vom Notfallseelsorgeteam im Landkreis Bernburg war er am Unfallort und später auch im Klinikum Bernburg bei Opfern und Helfern. Bei dem Unfall auf der Autobahn A 14 bei Plötzkau waren 13 Menschen, die meisten von ihnen Senioren, gestorben. Weitere 35 Businsassen wurden zum Teil lebensgefährlich verletzt.

In Bernburg besteht seit 1998 ein 20-köpfiges Team von ehrenamtlichen Notfallbegleitern, berichten Blaser und sein Notfallseelsorge- Kollege Gereon Schelhas. Die Gruppe wird von Pfarrer Johannes Lewek von der evangelischen St.-Marien-Gemeinde in Bernburg geleitet. Träger ist die evangelische Kanzler von Pfau'sche Stiftung. Blaser und Schelhas sind die einzigen katholischen Christen in der Gruppe. Mehr als die Hälfte der Teammitglieder gehören nach Angaben der beiden keiner Kirche an. Im benachbarten Landkreis Aschersleben, weiß Schelhas, gebe es noch kein Notfallseelsorgeteam. Solche Gruppen seien auch andernorts erst im Aufbau. Schelhas, der auch Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz und Rettungswesen im Landkreis und Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr ist, erlebte den Unfall in der Leitstelle und im Krisenstab.

Notfallseelsorge -Chance für das eigene Leben

"Am Unfallort waren wir zu dritt und sind dort auch gebraucht worden", sagt Blaser, der beruflich bei der Caritas im Dekanat Egeln tätig ist. "Das ist keine Situation, in die zu kommen man sich wünscht", so der erfahrene Sozialarbeiter und ehrenamtliche Unfallseelsorger. "Es ist aber auch keine, vor der man davonlaufen muss." So schwer dieser Dienst gelegentlich auch sei und so klein man sich dabei manchmal fühlt, "es ist auch eine Chance für einen selbst", betont Blaser. "Man staunt, was man in solcher Situation leisten kann. Gleichzeitig bietet dieses Engagement Gelegenheit, sich auf das Sterben lieber Menschen und auf den eigenen Tod vorzubereiten. Wer diese Chance nicht nutzt, versäumt vielleicht Wichtiges."

"Wer eine gesunde Psyche und Belastbarkeit mitbringt, ist für die Notfallseelsorge geeignet", rufen er und Schelhas alle Christen auf, sich für ein Mittun zu entscheiden. Denn wer, wenn nicht Menschen, die auf Gott vertrauen, könnten diesen Dienst leisten. Eine Ausbildung dafür sei möglich.

Im Regelfall sei ein Notfallseelsorger als solcher allein unterwegs, um etwa beim Überbringen einer Todesnachricht durch die Polizei den Angehörigen Beistand anzubieten, oder nach plötzlichem Tod alleinstehenden Hinterbliebenen Hilfe zu geben. Auch zu "normalen Verkehrsunfällen" werden Notfallseelsorger gerufen, so Blaser.

Schelhas berichtet, er habe im Nachhinein von Einsatzkräften gehört, es hätte am Unfallort den Wunsch nach einem katholischen Pfarrer gegeben. Opfer hätten bei Eintreffen der Helfer laut gebetet. Caritas-Mann Blaser: "Ich verstehe, dass die Priester angesichts ihrer Aufgaben in den Gemeindeverbünden überlegen, was sie zusätzlich auf sich nehmen können. Dennoch appelliere ich auch an sie, ernstlich ein Engagement in diesem Dienst zu prüfen."

Opfer und Helfer brauchen Beistand

"Menschen wie die Opfer des Busunglücks sind die Leute, die am Wege liegen", so Blaser unter Bezug auf das Evangelium vom barmherzigen Samariter. Bei dem Unfall jetzt sei auch gut erkennbar: Begleitung brauchen auch Helfer und Seelsorger. Die zeitnahe Nachsorge für die 150 Helfer von den Sanitätern, der Feuerwehr und Polizei bis hin zum Bernburger Klinikpersonal, dass sich auch um die Toten kümmern musste, bieten Notfallseelsorger an, die nicht unmittelbar mit dem Unfall konfrontiert waren.

Nach dem schweren Unfall hatte am 20. Juni in der Bernburger Marienkirche eine Gedenkfeier für die Opfer, ihre Angehörigen und alle Helfer stattgefunden. Daran nahm auch Bischof Gerhard Feige teil. In Hopsten, dem Heimatort der Verunglückten, wurde am 23. Juni für die Toten die Heilige Messe gefeiert. Anschließend wurden die bei dem Unfall Verstorbenen beerdigt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 26 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 28.06.2007

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