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Aus der Region

Solidarität gezeigt

Christen aus Westdeutschland beim Katholikentreffen 1987 in Dresden

Unter den bis zu 100 000 Teilnehmern des Katholikentreffens in Dresden waren auch einige Christen aus dem Westteil Deutschlands. Foto: Archiv Dresden (tdh) - Unter den Teilnehmern des Katholikentreffens 1987 in Dresden waren auch einige Christen aus dem Westteil Deutschlands.

"Natürlich durften wir unser wahres Ziel nicht angeben, sonst hätten wir von den DDR-Behörden nie eine Einreiseerlaubnis erhalten", erinnert sich Benno Hörst. Er hat 1987 die Reise einer Gruppe aus dem Kreis Steinfurt (Münsterland) zum Katholikentreffen nach Dresden organisiert. Die Fahrt ging dabei zunächst quer durch die DDR. Weltliche und kirchliche Ziele standen auf dem Programm, letztere "neutral" im Programm verpackt, dass sie nicht auffielen. Und wider Erwarten gab es eine Einreisegenehmigung. Schon bald nach der Einreise beschäftigten den DDR-Reiseführer aber Fragen, erinnert sich Benno Hörst: "Was sind Sie für eine Gruppe? Und warum haben Sie in Dresden drei Tage für den Besuch von Museen in eigener Regie vorgesehen? -Diese Zeit war natürlich für das Katholikentreffen reserviert."

"Auf den Spuren der heiligen Elisabeth" hieß der unverfängliche Titel der DDR-Rundreise. Eigentlicher Reiseleiter war Prälat Hermann Scheipers, der viele Jahre im Bistum Dresden-Meißen tätig war und seit 1983 in Münster im Ruhestand lebte. Reisestationen waren Eisenach, Erfurt, Weimar, Naumburg, Meißen, Bautzen und die Sächsische Schweiz sowie Wilsdruff und Schirgiswalde als Wirkungsstätte von Hermann Scheipers. Möglicherweise gab es die Genehmigung zur Einreise auch, weil der Besuch der Internationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald an prominenter Stelle im Programm hervorgehoben war.

Bei Katholikentreffen selbst fiel den westdeutschen Besuchern auf, dass es ein religiöses Fest und ein Fest der herzlichen Begegnung war. Benno Hörst: "Viele Themen waren in den Pfarrgemeinden gut vorbereitet worden. Das galt besonders für die Exodusfeier der Jugend. Mit einer wunderbaren Symbolik wurde der Auszug des Gottesvolkes aus Ägypten durch die Lichterprozession der Jugend über die Augustusbrücke -damals Dimitroff-Brücke -nachvollzogen." Auf der Brücke hatten die Jugendlichen mit Plakaten ihre Sorgen und Ängste dargestellt: das Gefühl der Isolation und des Eingesperrt-Seins, Alkoholprobleme und Umweltzerstörung, Kriege, Abtreibungen und Ehescheidungen. Durch dieses Spalier zogen sie als Zug der Befreiten zur Hofkirche, wo Hermann Scheipers von seiner Befreiung aus dem KZ berichtete. "Mit meinem Gott überspringe ich Mauern -Gott macht meine Finsternis hell!" hieß sein Thema. Benno Hörst:: "Er nutzte die Chance, seine Lebensgeschichte, in der er vornehmlich auf die Verfolgung der Kirche durch den Nationalsozialismus und seine glückliche Befreiung aus dem KZ einging, mit einem ebenso klaren und Mut machenden Aufruf zu verbinden, den nicht nur die Katholiken wohl verstanden.

Im Rückblick findet Benno Hörst: "Es war es eine gute Idee, nach Dresden zu fahren und den Katholiken in der DDR so Solidarität gezeigt zu haben."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 30 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 26.07.2007

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