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Bistum Görlitz

Immer neu beginnen

Die deutsche Minderheit in Oberschlesien will eine Brücke zwischen Deutschen und Polen bauen

Dekan Krystian Burzcek Reichenbach - "Im schlesischen Raum zählt Heimat, nicht Vaterland", sagt Dekan Krystian Burczek. Der Pfarrer von Reichenbach/Mengelsdorf ist Oberschlesier und setzt sich für die Verständigung zwischen den Völkern ein.

"Nur wenn wir uns beteiligen, können wir was bewegen", ist Burczek überzeugt. Als es darum ging, gemeinsam mit der Reichenbacher Stadtverwaltung, den örtlichen Vereinen und den Kirchengemeinden das diesjährige Stadtfest vorzubereiten, brachte der Pfarrer die Kinder-Tanz-Sing- Gruppe aus Himmelwitz (Jemielnica), seiner alten Heimat, ins Gespräch. "Schon 2001 waren die Himmelwitzer auf Einladung der Kirchgemeinde St. Anna zu Gast beim Patronatsfest", erinnert sich der Geistliche. Die Katholiken wollten sich damit verstärkt in die Organisation des Stadtfestes und in die Öffentlichkeit einbringen. Zur Trachtentanzgruppe gehören derzeit 17 Kindern der dritten bis sechsten Klasse. Die Kinder treten in typischen Trachten ihrer Heimat auf. Sie begeisterten schon damals zum "Anna-Fest" die Reichenbacher Kirchengemeinde.

Dass die Tanzgruppe den Namen "Hoffnung" erhielt, ist kein Zufall. Denn erst mit der Wende in Polen gab es nach vielen Jahren der Behinderung und Verdrängung auch für die deutsche Minderheit in Oberschlesien eine Hoffnung: Die Zeit für politische Freiheit und kulturelle Selbstbestimmung war gekommen. 1991 wurde der deutsch-polnische "Vertrag über gute Nachbarschaft und freundschaftliche Zusammenarbeit" abgeschlossen, der auch die Rechte der Deutschen in Polen festlegte. Zuvor hatte das wiedervereinigte Deutschland 1990 in einem Grenzvertrag mit Polen die polnische Westgrenze an Oder und Neiße bestätigt und damit die deutsch-polnischen Beziehungen auf eine neue Grundlage gestellt. Polnischen Angaben zufolge leben in Polen 300 000 bis 400 000 Personen, die sich zur deutschen Minderheit zählen. Deutsche Schätzungen gehen allerdings von 600 000 Deutschen aus, wobei 400 000 in Oberschlesien zu Hause sind.

"Die deutsche Minderheit möchte Brücken bauen zwischen Polen und Deutschland", berichtet Pfarrer Burczek. War doch Schlesien Jahrhunderte geprägt von einer Vielfalt der Kultur und der Verschiedenheit der Sprachen. Die katholische Kirche trug zum gegenseitigen Verständnis und zur Zusammenarbeit bei. So wurden zum Beispiel mehrsprachige liturgische Bücher herausgegeben. Burczek setzt sich für das schlesische Erbe ein. "Vor allem junge Leute vergessen es", bedauert er.

Krystian Burczek ist selbst in der Gemeinde Himmelwitz, die durch das frühere Zisterzienserkloster bekannt wurde, aufgewachsen. Der 42-Jährige studierte im Priesterseminar in Neiße und später an der Theologischen Fakultät in Oppeln. Nach Kaplansjahren in Oberschlesien kam Burczek 1994 auf Anregung des Görlitzer Bischofs Bernhard Huhn nach Großräschen, Hoyerswerda und später nach Görlitz. Seit 2000 ist Burczek Pfarrer in Reichenbach/Mengelsdorf. Seit 2004 ist er Dekan des Dekanates Görlitz-Wittichenau.

"Es gilt ein Leben lang zu arbeiten, zu kämpfen und neu zu beginnen; nicht nur mit anderen Geduld haben, sondern auch mit sich selbst!" Dieses Wort des heiligen Franz von Sales ist der Leitspruch des engagierten Pfarrers.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 30 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 26.07.2007

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