Auf der Suche nach dem "Mehr" oder Zuhause im Himmel
Gedanken zum Pilger-Sein
Noch sind in diesen Wochen viele Menschen im Urlaub unterwegs. Auf der Suche nach Abstand vom Alltag, nach Entspannung und Erholung, nach schönen Erlebnissen und neuen Entdeckungen brechen sie auf aus allzu Gewohntem. Sie hoffen auf ein Stück Himmel.
So mancher verreist dabei nicht einfach nur in den Urlaub. Viele brechen als Pilgerin und Pilger auf: nach Santiago de Compostela, nach Tschenstochau, vielleicht sogar nach Jerusalem -oder ins Klüschen Hagis im Eichsfeld, wohin dieser Tage die 25. Magdeburger Fußwallfahrt führt.
Wer sich als Pilger auf den Weg macht, steht für etwas, das letztlich wohl alle suchen: eine Antwort auf die Frage, ob das denn wirklich alles ist, was wir da sonst so leben. "Es muss doch mehr als alles geben", hat Dorothee Sölle einmal in einem Buchtitel formuliert. Dieses Mehr zu finden, ihm zumindest näher zu kommen, danach sehnen sich viele besonders in Urlaubszeit.
Wer in dieser Sehnsucht nicht enttäuscht werden will, ist gut beraten, den Gedanken des Pilgerseins aufzugreifen. Als Pilgerin und Pilger erinnere ich mich an das wirkliche Ziel meines Lebens -nämlich bei Gott anzukommen, bei IHM mein Zuhause zu finden. Im Ausbruch aus dem Gewohnten, im einfachen Lebensstil, im Rhythmus des Gebetes und des Weges -suche ich nach dem Mehr, nach dem Anderen. Ich versuche, meine Kompassnadel neu auf IHN, das letzte Ziel meines Lebens auszurichten und darf dabei darauf hoffen, ein Stück dieses Zuhause-Seins bei Gott bereits auf dem Weg zu erfahren. Ich erlebe aber auch neu, dass die Vorläufigkeiten und Unwägbarkeiten des Lebens(alltags) mir wohl Schwierigkeiten und Verdruss bereiten mögen, aber sie müssen mich nicht davon abhalten, dass eigentliche Ziel im Blick zu haben und zu erreichen. Es gibt "mehr als alles": Es gibt das Ankommen und Zuhause-Sein bei Gott und ich darf es hier und da schon heute erfahren -als ein Stück Himmel auf Erden, als ein Geborgensein im Vorläufigen und bei IHM.
Ich wünsche allen, die Urlaub machen, die auf Pilgerwegen gehen und besonders denen, die zu Hause bleiben müssen, dass sie in diesen Wochen ihr Stück Himmel erfahren und sich dort zu Hause fühlen können; dass sie sich erinnern, an die Sehnsucht nach dem Mehr und ihr Raum geben.
Die Liturgie der Adventszeit formuliert dies als Gebet: "Gott, deine Weisheit allein zeigt uns den rechten Weg. Lass nicht zu, dass irdische Sorgen und Aufgaben uns hindern, Deinem Sohn entgegen zu gehen ..." Sonst verpassen wir den Himmel im Alltag wie im Urlaub.
Angela Degenhardt,
Gemeindereferentin Halle
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 08.08.2007