Menschlich viel gelernt
Die Caritas hat für die Opfer der Flutkatastrophe 2002 unschätzbare Hilfe geleistet
Norbert Baltzer ist ein umsichtiger Mensch. Noch einmal überprüft er die Zahlen der Gelder, die an die Flutopfer verteilt wurden. Seit 2002, dem Schicksalsjahr für viele Bewohner an Elbe, Mulde oder Weißeritz, koordiniert Baltzer die Fluthilfe der Caritas im Bistum Dresden-Meißen. Zusätzliche Mitarbeiter seien eingestellt worden, erzählt er. Um das Hilfsprogramm umzusetzen, aber vor allem, um den Menschen nahe zu sein, die von einer der schlimmsten Naturkatastrophen, die das Land je gesehen hat, betroffen waren.
Hilfe musste schnell und unbürokratisch sein
Dass sich die Fluthelfer damals als echte Krisenmanager erwiesen, zeigt sich heute, fünf Jahre danach. Fast 31 Millionen Euro hat der Verband an Geschädigte verteilt, das meiste Geld floss in die Wiederherstellung von Wohnraum -Spenden, die aus ganz Deutschland und dem Ausland eingingen. "Die Hilfe musste schnell und unbürokratisch sein", erläutert Baltzer das Sofortprogramm. "Manche hatten alles verloren, der einzige Besitz war ihre Kleidung, die sie gerade an hatten." Später konnten die Betroffenen Anträge stellen. Caritas, Diakonie und Deutsches Rotes Kreuz haben ihre Hilfe gemeinsam organisiert und dabei auch eng mit den Gemeinden und Kommunen zusammengearbeitet. Baltzer: "Letztlich ging es aber nicht nur darum, das Geld zu verteilen, sondern besonders um die Hilfe für die Menschen vor Ort."
Das Hochzeitsbild kann man nicht nochmal machen
Einer dieser Helfer war Jürgen Tiefholz. Er hat die Geschädigten aufgesucht, angepackt und getröstet, war Baubetreuer und Seelsorger zugleich. "Wir haben mit denen, die es selbst nicht konnten, Anträge ausgefüllt. Manchmal kamen die Leute auch mit anderen Sorgen." Tiefholz konnte immer vermitteln, an die Beratungsdienste der Caritas zum Beispiel.
Bei der Hilfe für die Flutopfer sah der Verband, dessen Verwaltungsgebäude in Dresden selbst betroffen war, nicht auf den Taufschein -Unterstützung hat jeder bekommen, "unabhängig von der "Konfessionen oder Einstellung." Manches müsse aber noch aufgearbeitet werden, denn viele persönliche Dinge sind für immer verloren gegangen. "Wenn Opfer Fotos von der Flut sehen, kommen die Erinnerungen wieder hoch." Und das verschwundene Hochzeitsbild könne man eben nicht noch mal machen.
Freilich, so berichtet Tiefholz, habe es auch schwarze Schafe gegeben. Unternehmen, die an den Flutopfern verdienten, oder auch Leute, die mit Spendengeldern ihre "Ruinen" sanieren wollten. "Aber das waren wirklich Ausnahmen." Das Wort vom "Zusammenrücken" der Menschen in jenen Tagen war in den meisten Fällen keine Phrase. Noch Wochen nach der Flut sind nach den Erfahrungen der Helfer Fremde in die Hochwassergebiete gekommen und haben mit angefasst.
In diesem Jahr soll die Fluthilfe der Caritas auch verwaltungstechnisch abgeschlossen sein. Viel Dankbarkeit haben die Mitarbeiter erfahren. "Eine ältere Dame in Aue, die 2002 600 Euro für ihre Heizung bekommen hat, bedankt sich immer noch, wenn sie mich sieht", meint Jürgen Tiefholz. Norbert Baltzer resümiert. "Wir haben menschlich viel gelernt. Und wir hätten die Hilfe nicht nur vom Schreibtisch aus organisieren können."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 16.08.2007