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Aus der Region

Den Kopf nicht in den Sand stecken

Diskussion über den Klimawandel beim Deichtag in Mühlberg

Mühlberg (mh) - Es geht nicht nur um das Hochwasser vor der eigenen Haustür. Der Klimawandel hat weltweite Konsequenzen. Eine Diskussion beim Deichtag blickte über den Tellerrand und zeigte doch die Notwendigkeit von Veränderungen im eigenen Lebensstil.

Der evangelische Bischof Axel Noack brachte es auf den Punkt. Gefragt nach den Konsequenzen aus dem Klimawandel, sagte er: "Eigentlich müssen wir unser Leben radikal ändern, aber wir schaffen es nicht. Deshalb zu sagen, also mache ich gleich gar nichts, ist genauso falsch." Denn dass auch kleine Schritte angesichts des Klimawandels und seiner weltweiten katastrophalen Folgen durchaus einen Sinn haben, zeigte die Diskussion beim Deichtag in Mühlberg, die unter dem bezeichnenden Titel stand: "Bedrohte Zukunft -ein Krisengespräch im Zeichen der Hoffnung".

Nicht jeder hat -wie einige der Diskussionsteilnehmer -die Gelegenheit, den Rückgang der Schneedecke auf dem Kilimandscharo oder der Alpengletscher mit eigenen Augen sehen zu können. Und so mag es manchem gehen wie Generalvikar Raimund Sternal, für den sich das Thema Klimawandel "nur nach und nach aufdrängte". Stand am Anfang die Frage, ob es sich um normale periodische Klimaschwankungen handele oder ob der Mensch die Veränderungen verursache, ist für ihn heute klar: "Da ist ein Prozess im Gang, für den wir Menschen Verantwortung tragen. Was können wir also tun?", fragte Sternal und gestand: "Als Kirche sind wir da noch sehr hilfslos."

Für Manfred Stock vom Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung ist damit allerdings schon ein wichtiger Schritt getan: "Als erstes muss man die Erkenntnisse der Wissenschaft ernstnehmen." Scharf kritisierte Stock Medienberichte nach dem Motto "Klimawandel hat es schon immer gegeben". Für ihn ist ganz klar: "Hier ist ein Prozess im Gang, an dem der Mensch beteiligt ist. Und im Moment können wir noch etwas dagegen tun."

Die Folgen des Klimawandels werden zwar auch die Menschen in den Industrieländern zu spüren bekommen, doch schon heute sind sie in manchen Dritte-Welt-Regionen gravierend. Der evangelische Bischof Axel Noack berichtete von einem Gespräch mit Menschen von den Fidschi-Inseln, deren Lebensraum durch den Anstieg der Weltmeere massiv bedroht ist. "Und sie haben mich gefragt: Was tut ihr dagegen?"

Gabriela von Goerne (Greenpeace Hamburg) gibt ein paar einfache Anregungen: "Wir dürfen nicht den Kopf in den Sand stecken. Noch ist eine Begrenzung der Folgen des Klimawandels möglich. Und jeder kann etwas tun." Dafür hatte sie auch ein paar praktische Ratschläge parat: "Das Ausschalten der Standby-Funktion an allen elektronischen Geräten in Deutschland würde ein bis zwei Kohlekraftwerke überflüssig machen." Ein bewusster Umgang mit dem Auto und die Bevorzugung von Produkten aus der Region beim Einkauf waren zwei weitere Punkte. "Wir müssen nicht unser ganzes Leben umkrempeln, aber wir müssen uns bewusster machen, was wir tun."

Die Kirchenvertreter wiesen dabei auch auf einen Zusammenhang zu sozialen Fragen hin. Noack: "Es gibt -weltweit, aber auch in Deutschland -Menschen, die zu arm sind, um sparen zu können. Damit haben wir es beim Umgang mit Umweltressourcen sehr oft zu tun." Deshalb betonte Generalvikar Sternal, die Kirche habe die Aufgabe, auch diese soziale Dimension mit in den Blick zu bringen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 35 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 30.08.2007

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