"Ich verschenke Zeit"
Vor der Wallfahrt: Was in der Gemeinde St. Johannes Baptist so alles in den Elisabethkorb kam
Der Elisabethkorb in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist Jena ist gut gefüllt
"Die sieben Werke der Barmherzigkeit für Thüringen heute sind keine willkürlichen Erfindungen, sondern das Ergebnis von Erfahrungen. Erfahrungen von dem, was heute nötig ist, was heute Menschen brauchen", betont Jenas Pfarrer, Monsignore Karl- Heinz Ducke. Weiter sagt er: "Die Erinnerung an die heilige Elisabeth hilft uns dabei, dass die Werke der Barmherzigkeit konkret werden. Unsere Gemeinde möchte in vielfältiger Weise diese Barmherzigkeit als Nächstenliebe aufleuchten lassen." Pfarrer Ducke ist sich zudem sicher, dass die Werke der Barmherzigkeit für Thüringen nicht nur im Elisabeth- Jahr ein Thema sind. In Jena wurde vieles angeschoben, was nun weitergeht. Konkret stand das Elisabeth- Jahr der Gemeinde unter dem Barmherzigkeits-Motto "Ich verschenke Zeit". Dahinter stand zum einen die Überzeugung, dass die gelebte Nächstenliebe zeitaufwändig ist und zum anderen sollte überlegt werden, wie jeder Einzelne Zeit für seine Mitmenschen aufbringen kann. Für die Mitglieder eines Hauskreises bedeutete dies beispielsweise, im Seniorenheim vorzulesen.
Beauftragt mit der Gestaltung des Elisabeth-Jahres war eine Gruppe der Pfarrgemeinde, die von Diakon Wolfgang Sternal geleitet wurde. Unterstützt wurde er dabei unter anderem von Schwester Gerda Brockmeyer (Missionarinnen Christi), die seit 2003 ehrenamtlich bei der Jenaer Tafel mitarbeitet. Die Jenaer Tafel unterstützt derzeit rund 900 Bedürftige mit Lebensmitteln und Gegenständen des täglichen Bedarfs. Und so war für das Vorbereitungsteam schnell klar, dass sich die Aktionen im Elisabeth- Jahr besonders um die Tafel drehen werden. Unter anderem machten sich Jugendliche auf den Weg, um unter dem Motto "Zeige Herz, kauf eins mehr" in einem Einkaufsmarkt um Lebensmittelspenden zu werben. Sie setzten ihre Zeit bei der Aktion und bei der intensiven Vorbereitung ein. Herauskamen zwei Körbe voller Lebensmittel. In der Gemeinde wurde und wird die Jenaer Tafel zudem bei den Erntedankfesten sowie beim diesjährigen Patronatsfest in den Blick genommen. Beim Patronatsfest kamen 501 Euro an Spenden zusammen. Gesammelt wurde bei den Getränke- und Essensständen sowie beim Buchbasar. "Ganz bewusst sollten diejenigen in den Blick genommen werden, denen es nicht gut geht. Wenn wir essen und trinken, dann sollen auch sie die Möglichkeit dazu haben", berichtet Diakon Sternal. Eine besondere Einladung erging dann für den Sonntag vor Ostern an Bedürftige der Jenaer Tafel, die zusammen mit ihren Kindern zu einer vorösterlichen Feier ins Gemeindehaus eingeladen wurden. Diakon Sternal: "Neben Informationen zum Osterfest teilte die Gemeinde so ihre eigene österliche Freude."
All diese Projekte finden sich in Formen von Symbolen im Elisabethkorb, der noch einige Tage in der Pfarrkirche steht. So kündet ein Buch von der Vorleseaktion bei den Senioren, ein Stern von den Sternsingern, die ihre Süßigkeiten abgaben, ein Telefonhörer vom Engagement in der Telefonseelsorge, eine Uhr vom vielseitig umgesetzten Motto "Ich verschenke Zeit" oder zwei Blumen für die Anliegen und Sorgen der Gemeinde selbst. Neben den "offiziellen Symbolen" fanden in letzter Zeit einige persönliche Umsetzungen den Weg in den Korb. Darunter das Engagement in einer Selbsthilfegruppe, beim Tischelterndienst für die Erstkommunion oder auch bei der Kirchenreinigung.
Weitere Projekte aus der Gemeinde heraus waren unter anderem das Plätzchenbacken der Kinder für die Weihnachtsfeier im benachbarten Obdachlosenhaus und für die Nikolausfeier im Waisenhaus. Zwei Gesten, mit denen deutlich wurde, dass jemand an die Obdachlosen und Waisen denkt, dass sie dazugehören und dass sie Menschen finden, die für sie einstehen. Und nicht zu vergessen das Engagement der Mädchen und Jungen der Kindergartengruppe Regenbogen, die in der Fastenzeit Süßigkeiten sammelten und sie bei den Kindern der Jenaer Tafel vorbeibrachten.
Pfarrer Karl-Heinz Ducke betont, dass "der Abschluss des Elisabeth-Jahres kein Abschluss unserer Bemühungen, sondern ein weiterführender Impuls" ist. Und mit Blick auf die Jenaer Tafel, so Diakon Sternal, ist bereits eine Richtung vorgegeben. So sicher für die nächsten Firmlinge, wenn es im Supermarkt wieder heißt: "Zeige Herz, kauf eins mehr."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 06.09.2007