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Bistum Magdeburg

Ein Stück Neuland

Bistum eröffnet Mechthildjahr mit einem Volksfest an der Elbe in Magdeburg

Magdeburg(ep). Mit einem Volksfest hat das Bistum das Mechthildjahr eröffnet.

"Mechthild von Magdeburg? Noch nie vorher gehört. Wir lassen uns überraschen, was hier geboten wird." Was ein 50-jähriger Magdeburger und seine Frau vor Beginn der nächtlichen Inszenierung "Die Elbe im fließenden Licht" sagen, denken so oder ähnlich wohl viele, die sich an diesem Samstagabend am Elbufer unterhalb des Magdeburger Domes einfinden. Und genau für sie, die noch nie etwas von der großen Frau des Mittelalters gehört haben und auch über den christlichen Glauben kaum etwas wissen, ist die Veranstaltung gemacht. Das Eröffnungsfest vom 7. bis 9. September in Magdeburg und das ganze Mechthildjahr sollen nach dem Willen der Organisatoren des Bistums und seiner Partner ein Angebot für alle Magdeburger und ihre Gäste sein. "Wir gehen bewusst raus aus der Kirche zu den Menschen in die Stadt", hat Projektleiter, Ordinariatsrat Ulrich Lieb im Vorfeld betont.

Auch Bischof emeritus Leo Nowak, der am Freitagabend das Volksfest eröffnet hat, unterstreicht dies und erinnert dabei an Mechthild, die sich selbst "öffentlich zu ihrer Liebe zu Gott bekannt" habe. Nowak, der Bischof Gerhard Feige, der an der Ökumenischen Versammlung in Sibiu teilnahm, vertrat, bezeichnete die Eröffnung mit einem Volksfest als "ein Stück Neuland" für die Kirche. Sachsen-Anhalts Landtagspräsident Dieter Steinecke (CDU), der die Schirmherrschaft über das Gedenkjahr übernommen hat, würdigte Mechthild als Vorbild für Nächstenliebe und Kreativität. Als Poetin habe sie sich einen Platz in der Weltliteratur erobert.

Vor der Bühne stehen während des Auftaktes vor allem Verantwortliche aus Kirche, Land, Stadt, Einrichtungen und Verbänden. Zisterzienserin Schwester Klara- Maria Hellmuth aus Helfta steht als "Mechthild" Rede und Antwort. Und auch ein Chor junger Leute stellt mit einem flott-frischen Mechthild-Rap das Leben der großen Magdeburgerin vor. Danach beginnt das Programm auf vier Bühnen, öffnen die Imbiss- und Getränkestände, können Interessierte an Info-Punkten Wissenswertes über die Begine, Poetin und Mystikerin und das Gedenkjahr erfahren, nicht zuletzt auch über die kostenlos verteilte Sonderzeitung des Tag des Herrn.

An diesem Abend laden die Gemeinden der Stadt zur Nacht der Kirchen ein. In der Kathedralkirche St. Sebastian und in der Magdalenenkapelle steht Mechthild im Mittelpunkt. Texte der Poetin und Mystikerin kommen zu Gehör, Gemeindereferentin und Mechthild- Kennerin Katharina Wieacker lädt aber auch zum gemeinsamen Lied zum Heiligen Geist ein.

Am Tag darauf und am Sonntag ist die Vielfalt der Angebote groß, die Zahl der Besucher zunächst jedoch gering. Erst am Nachmittag zieht es die Magdeburger trotz Regenwetters zunehmend an die Elbe. Beliebte Bands bringen ihre Songs zu Gehör, Mittelaltergruppen präsentieren Kindern und Eltern Gaukeleien. MDR 1 -Radio Sachsen-Anhalt bietet ein buntes Programm, behinderte Menschen zeigen ihr künstlerisches Können. Alle Kinder sind von Bistum und Diözesan-Caritas kostenlos zum Kettcar-Fahren, Basteln oder Schminken eingeladen. Etwas abseits hat die Caritas-Wohnund Förderstätte Julius Pflug aus Schelkau ihren Stellplatz bekommen. Auf der Elbe findet mit Hilfe von zwei Flussschleppern der berühmte Halbkugelversuch Otto von Guerickes statt. Viele Angebote sind nur durch großes, oft ehrenamtliches Engagement möglich. Im Hundertwasserhaus stellt Dr. Hildegund Keul von der Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz gemeinsam mit Mitautorinnen und Bischof Nowak zwei Bücher zu Mechthild und auch Elisabeth von Thüringen vor. Es sind zwei abwechslungsreiche, interessante Stunden.

Höhepunkt ist am Samstagabend die nächtliche Inszenierung über Leben und Wirken Mechthilds auf der Elbe mit rund 200 Mitwirkenden und 35 Booten. Gespannt verfolgen die Menschen, die sich entlang des Ufers an den Mauerbrüstungen drängen, die Show von vorbeifahrenden Schiffen, Tanz und Theater, Licht und Klang, Musik und Wort. Im Nachhinein ist von 17000 Zuschauern die Rede, insgesamt sollen rund 25 000 Menschen das Fest besucht haben.

Wie Mechthilds Buch "Das fließende Licht der Gottheit" ist die Collage "Mechthild von Magdeburg -Die Elbe im fließenden Licht" überschrieben: Zu Beginn der Darbietung werden vornehme Touristen auf einem vorbeifahrenden Schiff das historische Magdeburg und seine Persönlichkeiten vorgestellt -Einstieg zur Reise in die Zeit und an den Ort des Wirkens Mechthilds, bei der ihre Bedeutung für die Geistes-, Religions- und Literaturgeschichte nicht zuletzt sinnlich nahe gebracht wird. Ob die Collage bei der Fülle der aneinandergereihten Informationen über theologische Strömungen, philosophische Überlegungen, historische Aspekte und Zitate aus Mechthilds Werk auch inhaltlich verständlich genug war, bleibt zu fragen. Eine einfache Aufgabe war es keinesfalls.

Am Ende der Darbietung sind auf einem sehr langsam vorbeifahrenden behäbigen Lastschiff übergroß Mechthilds Buch und ihre Feder zu sehen. Und auf einem kleineren Boot gleiten gleichfalls sehr langsam die drei großen Frauen von Helfta, Mechthild von Magdeburg, Mechthild von Hackeborn und Gertrud die Große vorüber, während die fließende Elbe tief rotes Licht spiegelt. "Mechthild von Magdeburg. Die Menschen dieser Stadt können stolz darauf sein, dass sie in ihrer Geschichte eine so bedeutende Frau haben", ist über die nächtliche Elbe zu hören.

Als die Darbietung zu Ende ist, meint eine junge Zuschauerin: "Das Teuerste war sicher die Lasershow." Eine andere jedoch zeigt sich beeindruckt: "Ich habe von Mechthild bisher nichts gewusst. Ich werde mich intensiver mit ihr bekannt machen."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 37 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 12.09.2007

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