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Bistum Magdeburg

Keine primitive Frage: Wer ist mein Nächster?

Burgengottesdienst auf der Neuenburg mit Bischof Feige

Neuenburg (tdh / kna). Die zentrale Feier der mitteldeutschen Katholiken zum Gedenken an die heilige Elisabeth von Thüringen (1207-1231) hat mit fünf Burgengottesdiensten begonnen. Eine fand auf den Neuenburg statt.

Tausende Wallfahrer trafen am 15. September an fünf historischen Aufenthaltsorten der heiligen Elisabeth zum Auftakt der Erfurter Bistumswallfahrt zusammen und feierten Gottesdienste. Einer dieser Burgengottesdienste fand auf der Neuenburg in Freyburg statt. Geleitet wurde er vom Magdeburger Bischof Gerhard Feige, zu dessen Bistum Freyburg gehört. Jeder Burgengottesdienst hatte ein eigenes Motto. Auf der Neuenburg hieß es: "Von der Liebe bewegt -Christus folgen".

In seiner Predigt fragte Bischof Feige: "Wer ist mein Nächster?" Dabei handele es sich keineswegs um eine primitive Frage: "Ist mein Nächster der, der genauso wie ich als überzeugter Christ lebt? Ist mein Nächster der, der mir sympathisch ist? Ist mein Nächster der, der sich meiner Hilfe als würdig erweist? Oder ist mein Nächster auch jeder andere, selbst jemand, der mich in Frage stellt?"

Mit Blick auf das Evangelium vom barmherzigen Samariter sagte der Bischof: "Dein Nächster ist schlicht und einfach, wer deine Hilfe braucht, wer ,unter die Räuber gefallen' ist." Zugleich fragte er: "Überfordert uns das nicht maßlos?" Die Zahl derer, die theoretisch als Nächster in Frage kämen, steige heute ins Unermessliche.

Es gebe verschiedene Möglichkeiten, darauf zu reagieren. Man könne "im Brustton der Überzeugung das Ideal christlicher Nächstenliebe hochhalten, gleichzeitig aber sich im konkreten Fall mit angeblich vernünftigen Gründen herausreden". Andere würden gerne helfen, "kommen aber über den guten Vorsatz nicht hinaus und finden sich eines Tages mit ihrer Unvollkommenheit ab". Andere hielten individuellen Einsatz nur für einen "Tropfen auf den heißen Stein"; ihrer Meinung nach müssten globale Lösungen angestrebt werden. "Und wieder andere lassen keine salbungsvollen Worte ertönen, sondern sind da zur Stelle, wo sie gebraucht werden, und tun das, was in ihren Kräften steht."

An Elisabeth beeindrucke, dass sie sich nicht theoretisch mit der Frage nach dem Nächsten auseinandergesetzt, sondern spontan und konkret gehandelt habe. "Sie konnte das menschliche Leid und die gesellschaftliche Ungerechtigkeit ihrer Zeit nicht einfach übersehen oder hinnehmen. Sie konnte auch nicht alle Probleme lösen. Sie hat aber die Möglichkeiten, die ihr zur Verfügung standen, leidenschaftlich eingesetzt", betonte der Bischof.

Zum Auftakt des Burgengottesdienstes hatten Kinder aus dem Gemeindeverbund Halle-Nord ein Singspiel über die heilige Elisabeth aufgeführt. Geschrieben wurde es von Anika Kinzel, die mit weiteren Ehrenamtlichen das Stück mit den Kindern eingeübt hat. Die Kinder hatten sich bereits am Vortag zu einer Generalprobe auf der Neuenburg getroffen. Bei der Aufführung waren die mit Unterstützung des Bonifatiuswerkes in diesem Jahr neu angeschafften Instrumente im Einsatz. Im Vorprogramm spielte außerdem die Jugendband aus Jena.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 38 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 19.09.2007

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