"Meine Zeit sinnvoll nutzen"
Saalfelder Freiwilligenzentrum feierte zehnjähriges Bestehen und erfuhr große Zustimmung
Buntes Treiben auf dem Marktplatz zum Geburtstag des Freiwilligenzentrums.
Mit Worten des Lobes wurde zum zehnjährigen Jubiläum des FWZ Saalfeld nicht gespart: Die Geschäftsführerin des Verbundes der Freiwilligenzentren beim Deutschen Caritasverband, Maria Herting, sagte über die Ortsgruppe, "sie ist sehr aktiv und kreativ". "Ich bin stolz auf dieses Zentrum", sagte Diözesan-Caritasdirektor Bruno Heller aus Erfurt und wurde von Staatssekretär Stephan Illert in seiner Meinung bestärkt: "Es ist ein sympathisches Aushängeschild für den gesamten Freistaat."
Doch so groß die Zustimmung zur Einrichtung auch ist, so unsicher ist doch immer wieder ihre Finanzierung gewesen, müssen die Beteiligten eingestehen: "Wir freuen uns, das Zentrum zehn Jahre lang am Leben erhalten zu haben, organisatorisch wie auch finanziell", so Bruno Heller. Und der Leiter des FWZ, Dieter Tippelt, meint: "Wir haben uns mit Projekten und Sponsoren über die Zeit gerettet." Beim Freiwilligenzentrum geht es nicht nur darum, Menschen in ein Ehrenamt zu vermitteln oder sich als Forum des sozialen Engagements zu formieren, sondern auch mit Freiwilligen eigene Projekte zu initiieren. Davon hebt Tippelt besonders die Gründung einer Hospizgruppe, die Stadttoröffnung und die Arbeit von Jugendlichen bei Schweizer Bergbauern hervor. Die ambulante Hospizgruppe wurde später ein eigener Verein, ist mittlerweile in Trägerschaft einer evangelischen Stiftung und besteht aus 34 Leuten. Im Stadttorprojekt engagieren sich zahlreiche Ehrenamtliche, um das historische Gebäude für interessierte Gäste offen und begehbar zu halten -mittlerweile ein beachtetes touristisches Angebot der Südthüringer Stadt. Auf Schweizer Bauernhöfen arbeiteten wiederum knapp 20 Jugendliche für eine Woche zum Beispiel im Wegebau; dieses Projekt mit freier Kost und Logis lief insgesamt drei Jahre. Von solchen Projekten habe er einige angeschoben, sagt Dieter Tippelt, "besonders viele soziale Projekte". "Das Problem dabei waren wie immer nur die Finanzierungsfragen", so der Leiter der Saalfelder Caritas und des Freiwilligenzentrums. Doch mit der Zeit habe er einige gute Sponsoren gefunden, Unterstützung durch die Stadt und den Landkreis erfahren sowie gute Kontakte zu Vereinen und Organisationen aufgebaut. "Es läuft", resümiert der 57-Jährige, nachdem weit über 600 Menschen durch das Saalfelder FWZ vermittelt wurden.
Eine der zahlreichen Ehrenamtlichen ist Ruthild Heinrich. Die seit 1998 erwerbsunfähige Rentnerin hat gleich mehrere Engagements übernommen. "Ich möchte meine Zeit sinnvoll nutzen", sagt die 57-Jährige und zählt auf: Eine Patenschaft über eine behinderte Jugendliche, Mitarbeit in der ambulanten Hospizgruppe sowie im Stadttorprojekt. Seit zwei Jahren hilft sie zudem im Eine-Welt-Laden mit. Ihre Familie mit den drei erwachsenen Kindern, Haus und Garten kämen bei all dem nicht zu kurz, meint Ruthild Heinrich, die beim Festakt zum FWZ-Jubiläum neben vielen anderen für ihre Einsätze ausgezeichnet wurde.
Einen positiven Eindruck vom Freiwilligenzentrum hat auch Rainer Roth, der seit der Gründung der bundesweit ersten FWZ mit der Organisation auf das Engste verbunden ist. Der Sozialkundler der Uni Augsburg und Autor des Buches "Das Ehrenamt. Freiwilliges unbezahltes Bürgerengagement in einer pluralistischen Gesellschaft" bestätigt, "dass in Saalfeld für deren Möglichkeiten unwahrscheinlich kreativ gearbeitet wird". Manche der Ideen würden auch im Westen aufgegriffen, so zum Beispiel ein prominent besetztes Kuratorium zu schaffen, das für Projekte wirbt.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 26.09.2007