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Bistum Görlitz

Mehr als nur günstig einkaufen

Carisatt-Laden im halleschen Stadtteil Silberhöhe besteht seit zehn Jahren

Im Carisatt-Laden der Caritas im Süden von Halle kaufen monatlich 1500 Bedürftige ein

Von Uwe Naumann Halle. Die Caritas unterhält in Halle seit zehn Jahren einen "Carisatt"-Laden. Dort können Menschen mit geringem Einkommen Lebensmittel und Drogeriewaren besonders günstig einkaufen.

Norbert Kühnel steht am Kühlregal. Mit seinen Augen sucht er die Fächer ab, doch er fi ndet das Gewünschte nicht. "Haben Sie noch Milch?", ruft er der Verkäuferin zu und erhält als Antwort: "Nein, Herr Kühnel, leider nicht. Nur noch Buttermilch." Aber der Hallenser möchte Frischmilch und hakt nach: "Bekommen Sie heute noch Ware?" "Ja", sagt Monika Barthel, "aber ich weiß noch nicht wann und was."

Diese Situation ist in vielerlei Hinsicht charakteristisch für den Alltag im Carisatt. Zum einen kennen die Verkäuferinnen ihre Kunden, denn die meisten kommen regelmäßig. Zum anderen weiß keiner der Mitarbeiter, was täglich an Waren zu erwarten ist, bevor nicht die Kartons geöffnet sind. Und schließlich ist die Belieferung zeitlich ungewiss, so dass Norbert Kühnel beschließt, erst am nächsten Morgen wieder zu kommen. Für den 53-Jährigen ist das kein kein Grund, sich aufzuregen. Der Hartz-IV-Empfänger ist mit seiner Einkaufserlaubnis schon seit vielen Jahren hier Kunde. Kühnel hat immer gute Erfahrungen mit der Einrichtung gemacht und ist sich der Vorteile bewusst: "Ich komme wegen der guten Preise, das hilft mir sehr mit meinem wenigen Geld. Und außerdem sind die Verkäuferinnen so freundlich." Dass die Preise so günstig sind, liegt nicht nur an einigen Ehrenamtlichen, die den Laden am Leben halten. Ursache sind auch die angebotenen Lebensmittel, deren Mindesthaltbarkeitsdatum oft abgelaufen ist. "Deswegen ist die Ware ja noch lange nicht schlecht", sagt Verkäuferin Barthel, "aber der normale Supermarkt muss sie aus dem Regal nehmen."

Carisatt hat deshalb einen Vertrag mit Edeka, erzählt die zweite fest angestellte Mitarbeiterin im Laden, Gabriele Jäger. "Pro Paket, das vom Supermarkt mit aussortierten Waren zusammengestellt wird, bezahlen wir einen Pauschalpreis. Allerdings wissen wir vorher nie, was sich dann im Paket befi ndet", beklagt die Verantwortliche für den Einkauf. Ebenso wenig vorhersehbar sei die weitere Unterstützung, zum Beispiel durch den Lidl-Markt, durch Kleingärtner oder durch Firmen. Trotz dieser Unsicherheiten im Angebot, trotz Verkürzung der Ladenöffnungszeiten auf wochentags 9 bis12 Uhr und trotz enger Platzverhältnisse -der Laden besitzt kein Lager -hat sich Carisatt in der Saalestadt einen Namen gemacht: "Die Kundschaft hat sich in den Jahren auf heute 1500 Leute pro Monat verdreifacht", ist Frau Jäger stolz auf das, was sie in den fünf Jahren ihrer Tätigkeit hier mit aufbauen konnte.

Doch die 47-jährige Hallenserin weiß auch, dass besonders die fi nanziellen Zwänge viele Menschen dazu bewegen, im Carisatt einzukaufen. Gerade in der umliegenden Plattenbausiedlung Silberhöhe leben zahlreiche einkommensschwache Mitbürger. Nicht zuletzt deshalb befi ndet sich auch die Sozialberatung der Caritas mit im Carisatt-Gebäude. Das zehnjährige Bestehen des Ladens war für die Caritas Anfang September dennoch ein Grund zum Feiern vor allem mit jenen Menschen, die auf die Einrichtung angewiesen sind. Hinweis Für die Bedürftigen betreibt die Caritas in Halle gegenüber dem Carisatt seit Januar 2007 auch noch das "Carichic", wo Kleidung für Jugendliche und Erwachsene sehr preiswert im Angebot ist, sowie seit August den Kinderkram- Laden für alles rund ums Kind in der Bernburger Straße 12.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 26.09.2007

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