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Anstoß

Sind Träume Schäume?

Gott kennt viele Sprache

Das Wort "Traum" ist vieldeutig: Meist meinen wir damit den Traum, der uns im Schlaf Bilder und Szenen zeigt und uns erschrecken oder erfreuen kann. Träume sind vielen Menschen ein Rätsel und manche erinnern sich morgens nicht mehr, was sie nachts geträumt haben. Trotzdem gibt es viele Menschen, die den Träumen Bedeutung zumessen und sie deuten wollen.

Im Märchen, in Legenden und Sagen können Träume gedeutet werden und sie helfen dem Helden oder der Heldin, sein beziehungsweise ihr Glück zu finden. Auch in der Bibel gibt es sehr viele Träume, die eine ganz reelle Anweisung geben und sogar Leben bewahren können. Die vielleicht bekannteste Stelle ist diejenige auf dem Bild: die drei Könige haben wohl bei Herodes schon gemerkt, dass etwas nicht stimmt. Ihr "Bauchgefühl" müsste ihnen gesagt haben, dass Herodes lügt. Doch er war freundlich und korrekt und vielleicht haben sie sich auch durch die Pracht seines Palastes blenden lassen. Jedenfalls brauchen sie den Traum, der ihnen dringend verbietet, Herodes den Ort des göttlichen Kindes zu verraten. Und sie sind so demütig und schlau, auf den Traum zu hören und verhindern so eine Katastrophe.

Diese Dimension des persönlichen "Spüren-wasrecht- ist" wurde in der Kirche lange Zeit ziemlich vernachlässigt. Stattdessen wurde die allgemeine, die "objektive" Seite des Glaubens betont. Viele Christen meinten und meinen heute noch, wenn sie sich an die Gebote hielten, hätten sie den Auftrag Jesu erfüllt.

Doch das Christentum bejaht auch das Subjektive und die Individualität der Menschen und fordert sie geradezu auf, ihren eigenen Weg zu gehen. So werden die Träume wieder entdeckt und spielen inzwischen in der geistlichen Begleitung und bei Exerzitien eine große Rolle.

Das Paradebeispiel in der Bibel dafür, wie gut es ist, wenn Wachbewusstsein und Unterbewusstes zusammenwirken, ist der Traum des Petrus in der Apostelgeschichte. Dieser hatte viele Monate mit der Frage gekämpft, ob die Nichtjuden ebenso wie die Juden getauft werden können. Petrus ist gläubiger Jude, vertraut mit dem Gesetz. Für die frühe Kirche ist er der Vertreter des Gesetzes par excellence -er wird später der erste Papst werden. Also ein Mann mit Regeln, Prinzipien und klaren Ordnungen. Und als er nicht mehr weiter weiß, sagt ihm ein Traum, wo es langgeht und er hört auf diesen Traum! Offenbar kennt Gott viele Sprachen, um seinen Willen kundzutun.

Schwester Susanne Schneider, Missionarinnen Christi, Kontaktstelle Orientierung Leipzig

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Mittwoch, 26.09.2007

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