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Sonderlich wie weibs Personen...

Unterwegs an der Bier- und Burgenstraße: Paulinzella, Kranichfeld und Hohenfelden

Pater Damian Meyer Der Sufi Bayazid erzählt folgende Geschichte: "In meiner Jugend war ich Revolutionär, und mein einziges Gebet zu Gott lautete: Herr, gib mir die Kraft, die Welt zu ändern. Als ich die mittleren Jahre erreichte und merkte, dass die Hälfte meines Lebens vertan war, ohne dass ich eine einzige Seele geändert hätte, wandelte ich mein Gebet ab und bat: Herr, gib mir die Gnade, alle jene zu verändern, die mit mir in Berührung kommen. Nur meine Familie und Freunde, dann bin ich schon zufrieden. Nun da ich ein alter Mann bin und meine Tage gezählt sind, beginne ich einzusehen, wie töricht ich war. Mein einziges Gebet lautet nun: Herr, gib mir die Gnade, mich selbst zu ändern. Wenn ich von Anfang an darum gebetet hätte, wäre mein Leben nicht vertan."
Die Einsicht des alten Mannes ist wohl etwas einseitig und überspitzt, aber sie trifft dennoch grundsätzlich ins Schwarze. Natürlich versuchen wir, die gesellschaftlichen Zustände und Voraussetzungen zu ändern und zu reformieren, sonst wäre ja alle Politik überflüssig. Die Welt ist ja nach dem biblischen Zeugnis dem Menschen zur verantwortlichen Gestaltung anvertraut, so dass alle Menschen - zusammen mit und in Respekt vor der nicht-menschlichen Schöpfung - gut leben können. Und da stehen wir immer wieder vor großen Aufgaben und Reformen, die uns herausfordern. "So kann es doch nicht weitergehen!" "Da müsste die Regierung doch endlich mal die große Reform in Angriff nehmen!" Solche und ähnliche Forderungen hört man täglich. Die meisten Menschen sehen vielleicht ein, dass die Belastung der Umwelt an ihre Grenze gelangt ist.. Die ökologischen Probleme sind in aller Munde, zum Beispiel der enorme Ausstoß an Schadstoffen mit all den verheerenden Folgen.. Aber welcher Autofahrer ist bereit, öfter oder ganz auf seinen Wagen zu verzichten und auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen? Wer ist bereit zum Konsumverzicht von Produkten, die unter großer Belastung der natürlichen Ressourcen und der Umwelt hergestellt werden? Wer ist überhaupt bereit, die Devise ,,immer mehr, immer schneller, immer besser aufzugeben zugunsten der Armen dieser Erde?
Hier müssen alle Reformen beim Einzelnen ansetzen. Der Einzelne muss sich ändern, denn es geht um ein neues Denken. Und das geht meist gegen den Trend. Schon Paulus ermahnt die christliche Gemeinde in Rom:

,,Gleicht euch nicht dieser Welt an, sondern wandelt euch und erneuert euer Denken!

(Röm 12,1). Die Christen werden als ,,neue Schöpfung in Christus" bezeichnet (2 Kor 5,17), das heißt sie sind Menschen, die sich bekehrt, sich geändert haben in ihrem Trachten und Denken. Von einem evangelischen Stadtmissionar wird berichtet: Er verteilte seine gedruckten Sonntagspredigten regelmäßig an die vor dem Bahnhof wartenden Taxifahrer. Einer unter ihnen, der ihm das Blättchen immer abgenommen hatte; weigerte sich eines Tages, es anzunehmen. Nach einigem Herumdrucksen gab er den Grund an: ,,Das will ich Ihnen sagen: Wenn ich das noch weiterlese, dann muss ich mich ändern, und das will ich nicht."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 34 des 51. Jahrgangs (im Jahr 2001).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 31.08.2001

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