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Bistum Erfurt

Starke Bilder: Brot und Rosen

Eine "Elisabeth für Thüringen" entstand in der Werkstatt des Holzbildhauers Manfred Vogel

Gut behütet wird Elisabeth derzeit noch von Manfred Vogel im Empfertshausen

Suhl (jak). Unter dem Motto "Eine Elisabeth für Thüringen" startete die Tageszeitung "Freies Wort" in Suhl eine Aktion, in der sie den Holzbildhauer Manfred Vogel bei seiner Arbeit begleitete. Jetzt ist die Figur fertig.

Für Manfred Vogel persönlich ist Elisabeth von Thüringen ein Vorbild: "Obwohl sie eine Königstochter und Landgräfin war, hat sie alles hergegeben, hat sie sich den Armen und den Aussätzigen zugeneigt. Das fasziniert mich." Weiter sagt er: "Es ist erstaunlich, dass es einen Menschen wie Elisabeth gegeben hat. Menschen wie Elisabeth bringen den Frieden, darüber sollten wir nachdenken gerade in unserer Zeit."

Dieses Nachdenken wünscht sich der Künstler von den Betrachtern seiner Elisabeth, die nach dem Einreiben mit Bienenwachs -was die Maserung des Holzes sichtbar macht -auf ihre Übergabe wartet ist. Er hofft, dass es wie bei ihm persönlich zu einem Dialog mit Elisabeth kommt und dass die Menschen Freude, Trost und Zuversicht finden. Die Resonanz jedenfalls ist groß, viele wollen nicht bis zur Übergabe im Oktober warten und schauen bei Manfred Vogel vorbei.

Vom Rohling bis zur Fertigstellung konnten die Leser des "Freien Wortes" und seiner Lokalausgaben Manfred Vogel über die Schulter sehen. Der Fotograf kam zweimal die Woche, um den Fortgang der Arbeiten zu dokumentieren: Was am Anfang leichter war, bei den Feinarbeiten hingegen ließ sich der Stand der Arbeit schwieriger im Bild festhalten. Eingebunden in die Aktion waren die Leser der Zeitung, die den Entstehungsprozess in der Diskussion mit beeinflussen konnten und die zudem das Projekt finanziell unterstützen. Auch entscheiden die Freies-Wort-Leser, wo die neue Elisabeth ihre feste Bleibe haben wird. "Fest stand am Anfang nur, dass es ein Raum sein muss, der öffentlich zugänglich ist", berichtet der Holzkünstler.

Manfred Vogel ist Holzbildhauer in der Rhön und arbeitet mit seiner Tochter im kleinen Familienbetrieb in Empfertshausen. Die Elisabethfigur war für den erfahrenen Künstler eine Herausforderung, der er sich gern stellte. Selbst wenn manches in den zurückliegenden Wochen eher in Richtung Stress ging. Unterstützung erhielt er besonders von seiner Frau, die zwischenzeitlich viel Neues über Elisabeth und ihre Zeit gelesen hatte. So entstand eine jugendliche Elisabeth, die sich dem Betrachter zuneigt, die ihm ein Brot reicht und die einen Korb voller Rosen trägt. Brot und Rosen sind für Manfred Vogel starke Bilder, die das Wirken der Heiligen gut aufzeigen.

"Immer stand bei uns die Frage, machen wir es mit der Gestaltung richtig", berichtet der Rhöner Künstler. Beispielsweise die Gestaltung der Kleidung, des Kopfbandes oder die Frage, ob Elisabeth Ohrringe getragen hatte. "Wir haben uns dann mit Unterstützung der Leser für die Ohringe entschieden und zeigen Elisabeth so, wie sie vermutlich war, als ihr Mann -Landgraf Ludwig -zu Hause war." Zu klären war weiter, welches Schuhwerk Elisabeth bekommt. Manfred Vogel entschied sich für Sandalen. Und auch die Frage, wie Elisabeth ihr Haar trug, beschäftigte den Holzbildhauer. Die Lösung fand er im Schlaf: "Ich hatte einen Traum, dass Elisabeth in die Werkstatt kommt, kurz stehen bleibt, sich umdreht und wieder geht. Da wusste ich, wie die Haare werden sollen."

Nun heißt es bei den Eheleuten Vogel bald Abschied nehmen von Elisabeth. Was beiden nicht leicht fällt, war sie doch ein festes Familienmitglied geworden. "Meine Frau sagte schon im Spaß, die geben wir nicht mehr her. Was natürlich nicht geht." Und eine Kopie ist nicht möglich, die "Elisabeth für Thüringen" soll ein Unikat bleiben.

Die Holzschnitzerei der Familie Vogel in Empfertshausen besteht seit 1830. Gründer ist Urgroßvater Michael Vogel. Damals wurden zunächst Figuren für Pfeifenköpfe, Aschenbecher und Holzschuhe gefertigt. Arbeiten, mit denen alle Rhönschnitzer und ihre Familien ihren Lebensunterhalt verdienten. In der DDR-Zeit gelang es den Vogels ihre Selbstständigkeit zu bewahren. 1977 übernahm Manfred Vogel den Betrieb. Heute steht ihm dort seine Tochter Annett zur Seite. Nach alter Tradition werden unter anderem Krippenfiguren, Madonnen, Heilige, Szenen des bäuerlichen Alltags und das bekannte Rhönpärchen gefertigt. Dieses überreichte Manfred Vogel übrigens US-Präsident Bill Clinton als Gastgeschenk bei seinem Besuch in Eisenach. Und vielleicht hat Bill Clinton Manfred Vogels Motto mit in die Welt genommen, das sichtbar am Haus steht. Es lautet: "Handwerk ist Arbeit von geschickter Hand, beseelt vom Herzen, geleitet vom Verstand."

Kontakt: Manfred Vogel & Tochter Annett, Karl-Marx-Straße 6 in 36452 Empfertshausen / Rhön, Telefon unter 03 69 64 / 9 32 52

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 40 des 57. Jahrgangs (im Jahr 2007).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.10.2007

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