Schlafen können
Eine Erfahrung aus den Exerzitien
Sr. Susanne Schneider
Auch im Alltag habe ich dann mit vielen Menschen -jungen und alten -gesprochen, die über Schlaflosigkeit geklagt haben: "Eine neue Matratze für viel Geld, dazu ein Kopfkissen, das die Nackenmuskeln entspannt und neue Bettwäsche -und ich schlafe trotzdem nicht!" Fast jede Person hatte zu diesem Problem ihre eigenen Erfahrungen und die eigenen Mittel, der Schlaflosigkeit abzuwehren: Eine Frau riet zu Baldrian, Hopfen und Passionsblume. Diese Kräuter würden ihr, beispielsweise nach Sitzungen am Abend, wenn sie völlig aufgekratzt heimkomme, sehr helfen. Andere probieren es mit Atemübungen.
Es kommt vor, dass jemand, obwohl er meint, es gehe ihm gut und er sei ausgeglichen, nicht schlafen kann. In solchen Fällen ist es gut, auf die Signale des Leibes zu achten: Unser Körper lügt nicht! Vielleicht möchte der Körper etwas mitteilen, was bisher nicht gesehen werden konnte oder gar bewusst an den Rand gedrängt wurde.
In den großen Exerzitien hatten wir Gelegenheit, aufmerksamer als sonst auf die Schlafprobleme zu hören: Was wollen uns unsere Seele und unser Leib damit sagen? Welche neue Empfindung, welches Gefühl, welcher Gedanke will sich melden und will wahrgenommen werden?
Ich denke, dass diese Haltung auch im Alltag eingeübt werden muss: Wir können als Christen Gottes Stimme in jedem Geschehen finden: im Schlaf und Traum oder in der Schlaflosigkeit, die uns vielleicht auf wichtige Entwicklungsschritte aufmerksam macht.
Entscheidend ist die Haltung, mit der wir an die Dinge herangehen: Die Schlaflosigkeit nicht verdrängen, betäuben, wegschieben, sondern sie liebevoll fragen, was sie in uns bewirken will.
Schwester Susanne Schneider, Missionarinnen Christi, Kontaktstelle Orientierung Leipzig
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 04.10.2007