Freude, Dank aber auch Sorgen
Krankenpflegeschule am St. Elisabeth-Krankenhaus Leipzig besteht 25 Jahre
Leipzig (jak) - Über 400 Gäste werden am 1. September in der Leipziger St.-Bonifatiuskirche erwartet. Der Grund ist die Feier des 25-jährigen Bestehens der Krankenpflegeschule am St.-Elisabeth-Krankenhaus Leipzig. Waldemar Mich, seit 1985 Leiter dieser Einrichtung, empfindet allerdings neben der Vorfreude auf diesen Tag auch Sorgen. Derzeit ist eine Überarbeitung des Gesetzes zur Pflegeausbildung im Gespräch, mit möglichen Veränderungen durch eine angestrebte Übernahme in das schulische System, die der Leipziger Einrichtung die Grundlage entziehen könnte. Konkret geht es um die Frage, ob die schulische Ausbildung vor Ort bleiben soll oder an Berufsschulen erfolgt. Darin aber sieht Waldemar Mich eine Gefährdung der Vielfalt in der Schullandschaft. Seiner Meinung nach würden Zentralschulen die Trägervielfalt nivellieren. Zudem gehe mit einer Vollzeitschule - 50 Prozent Unterricht sowie 50 Prozent praktischen Ausbildung - eine Verringerung des praktischen Anteils und ein Verlust an Praxisnähe in der Ausbildung einher.
Weiter kritisiert Mich eine Zumutung von berufsfernen Wertvorstellungen. Er betont: "Zentralschulen sind wertneutral oder gehen bestenfalls von einem breiten gesellschaftlichen Wertkonsens aus, der immer weiter ausgedünnt wird." Dieser "Ausdünnung" steht aber eine christlich geprägte Einrichtung, wie die Krankenpflegeschule am St.- Elisabeth-Krankenhaus Leipzig entgegen. Daher hofft Waldemar Mich, dass die Argumente der Kritiker gehört werden und dass es beim bisherigen Sonderweg in der Pflegeausbildung bleibt. Ein Weg, der in der DDR unter schwierigen Bedingungen begonnen wurde und der nach der Wiedervereinigung unter der bundesdeutschen Gesetzgebung ohne Brüche fortgesetzt werden konnte. Mich betont an dieser Stelle die guten Erfahrungen, die er, die Mitarbeiter und besonders auch die Auszubildenden mit diesem Sonderweg machten. Da ist zum einen beispielsweise die enge Kooperation vom Lernort und Arbeitsort, von Theorie und Praxis - "eine intensive Pflegeerfahrung gewährleistet eine solide Ausbildung."
Und zum anderen "haben Krankenpflegeschulen innerhalb der Gesundheitseinrichtungen eine integrative und qualitätssichernde Funktion", betont Waldemar Mich. Dies zeige sich auch daran, dass bei etwaiger Übernahme nur noch eine geringe Einarbeitungszeit notwendig sei. Konkret erfahrbar ist die qualitätssichernde Funktion beispielsweise durch die gute Annahme des St.-Elisabeth-Krankenhauses.
Mit der Eröffnung der Krankenpflegeschule am 1. September 1976 wurde an St. Elisabeth erstmals Personal ausgebildet. Grundlage dafür war der SED-Beschluss von 1973 zur weiteren Verbesserung der medizinischen Betreuung. Im Rahmen der Neuordnung der Krankenschwesternausbildung kam es 1975 auch zu einer Regelung der Ausbildung in den katholischen Einrichtungen. Besonders engagiert für die Leipziger Krankenpflegeschule waren der heutige Präsident des Deutschen Caritasverbandes Hellmut Puschmann, der damals Caritasdirektor im Bistum Dresden-Meißen war, und der damalige Chefarzt Dr. Clemens Nartschik. 1981 wurde dann der Neubau der Schule in Betrieb genommen und 1982 das Internat bezogen. Im Laufe der Jahre durchliefen 446 Schülerinnen und Schüler die Ausbildung - 96 von diesen Absolventen prägen den Krankenhausalltag an St. Elisabeth bis heute. Andere fanden in weiteren Krankenhäusern einen Arbeitsplatz. Wieder andere, wenn auch nur wenige, gingen einen geistlichen Weg. So trat beispielsweise Susanne Manns aus Riesa bei den Missionarinnen der Nächstenliebe ein und leitet heute den Konvent in Helsinki.
Viele der ehemaligen Schüler und Schülerinnen werden zu den Feierlichkeiten am Samstag erwartet. Der Tag beginnt um 10 Uhr mit einem Gottesdienst, an dem Weihbischof Georg Weinhold und Prälat Hellmut Puschmann teilnehmen, die Feierstunde schließt sich um 11 Uhr an und danach ist Zeit für ungezwungene Begegnungen in der Schule.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Freitag, 31.08.2001