Weniger ist oft mehr
Menschenrechtsbeauftragter Günter Nooke in Cottbus zu Gast
Was in Europa einklagbar ist, ist woanders unmöglich, sagt Günter Nooke.
Raphael Noack (20), aktiver Jugendlicher in der Gemeinde und Küster der Pfarrei Zum Guten Hirten, mischt sich in die Politik ein. Im Hauptamt ist er Kreisgeschäftsführer der Stadt-CDU und Vorsitzender der Jungen Union in Cottbus. Im Rahmen der Aktionswoche "Cottbus gibt 8" organisierte er einen politischen Informationsabend als Jugendstunde, der zugleich als offener Gemeindeabend stattfand.
In den offiziellen Ankündigungen der Stadt Cottbus war der Abend aufgeführt als "Gottesdienst für die Entwicklungsländer mit anschließendem Vortrag zur Menschenrechtspolitik der Bundesregierung. Referent Günter Nooke, Menschenrechtsbeauftragter der Bundesregierung". Kaplan Marko Dutzschke zele-brierte die Jugendmesse.
Die Aktionswoche selbst befasste sich mit der weltweiten Armut. 15 Initiativen und Veranstaltungen, darunter der Abend in der Christuskirche, sollten aufzeigen, was täglich gegen die Armut in der Welt getan wird. Günter Nooke gab einen Einblick in die Schwierigkeiten, die in den Vereinten Nation auftreten, wenn es gilt, 192 souveräne Staaten in Menschenrechtsfragen unter einen Hut zu bekommen. "Was in Europa einklagbares Menschenrecht ist, ist beispielsweise in islamischen Staaten undenkbar", erläutert der Politiker. So fußen die 1948 proklamierten Menschenrechte eindeutig auf dem Fundament des christlichen Abendlandes, "was heute gar nicht mehr so christlich ist". Das sei islamischen Staaten, China oder Kuba ein Dorn im Auge.
Am Beispiel der Religionsfreiheit handelte Nooke die Freiheit und Entscheidung des Einzelnen ab. Dazu gehöre die Ausübung in Gemeinschaft wie in der Öffentlichkeit, aber auch die Toleranz Andersdenkenden gegenüber. In manchen Staaten sei dies nicht durchsetzbar.
Nooke berichtete auch über den Spagat der humanitären Hilfe in Kriegsgebieten und bei Katastrophen. Oft gerieten die Helfer unter Verdacht, Partei für die eine oder andere Seite zu ergreifen oder sehen sich korrupten Verwaltungen gegenüber. Schwierig sei es auch, an Oppositionsgruppen heranzukommen, ohne diese oder sich selbst zu gefährden.
Auf die Zukunft dieser Arbeit, die im Auswärtigen Amt angesiedelt ist, angesprochen, sagte er: "Die Auseinandersetzungen in den Gremien werden schärfer, weil in vielen Punkten die Toleranz fehlt, und die Mehrzahl der Staaten nicht die europäische Position teilt. Trotzdem muss es gelingen, Mindeststandards für alle durchzusetzen. Weniger ist dabei oft mehr, weil es immer noch besser als gar nichts ist."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Donnerstag, 25.10.2007