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Bistum Magdeburg

Arbeit für ein gemeinsames Europa

Ostakademie Königstein: Außenstelle in Magdeburg

Magdeburg - "Begegnung mit Deutschland: Staat, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur" ist der Titel einer Tagung für Mitglieder eines "Vereins der Deutschen" aus dem lettischen Riga, die vom 5. bis 10. August im Magdeburger Roncalli-Haus stattfindet. Veranstalter ist die Ostakademie Königstein.

"Auch wenn sich das pathetisch anhören mag: Wir wollen mit unserer Arbeit einen Beitrag zum Zusammenwachsen Europas leisten", sagt Matthias Graner, der seit knapp zwei Jahren in Magdeburg die Außenstelle der Akademie für die neuen Bundesländer leitet. Zum Programm der Ostakademie gehören Studienfahrten für Schüler-, Lehrer- und Jugendgruppen nach Osteuropa, Begegnungen mit Osteuropäern in Deutschland und Bildungsseminare zur Deutschland- und Europapolitik.

Für Matthias Graner, der in Bonn Politikwissenschaften studiert hat, sind die Begegnungen mit Menschen in Osteuropa die spannendste und reizvollste Herausforderung seiner Arbeit. Er ist immer wieder ergriffen von Berichten der Menschen, die zum Beispiel in einem der GUS-Staaten einen Handwerksbetrieb gründen wollten und dort mit mafia-ähnlichen Strukturen zu tun bekamen, von den Leidensgeschichten rußlanddeutscher Aussiedler oder den Erlebnissen der sogenannten Wolfskinder, die in den Wirren des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetunion ihre Eltern verloren. "Die Probleme, die wir in Deutschland haben, werden da ungemein relativiert", sagt er.

Schülergruppen interessieren sich seiner Erfahrung nach am meisten für Bildungsfahrten nach Bonn oder Brüssel. Dort bekommen sie unter anderem Einblicke in die Arbeit der Parlamentarier. Bei der jüngsten Brüsselfahrt einer Berliner Grupe standen zum Beispiel die Perspektiven und Probleme einer Osterweiterung der europäischen Institutionen zur Diskussion. In Bonn nahmen Thüringer Jugendliche an einer Talkshow teil, um den Einfluß der Medien auf die Meinungsbildung beobachten zu können. "Wenn ein oder zwei Jugendliche nach einer derarigen Veranstaltung beginnen, sich in irgendeiner Form gesellschaftlich zu engagieren, scheint mir das bereits ein großer Erfolg", meint der Mitarbeiter der Ostakademie.

Graner und seine beiden Kollegen in Königstein bei Frankfurt bereiten ihre Bildungsveranstaltungen jeweils gemeinsam mit den Interessentengruppen vor. Einige Veranstaltungen werden auch in Zusammenarbeit mit deutsch-polnischen und deutsch-tschechischen Jugendwerken durchgeführt.

Die Schülerbildungsveranstaltungen werden vom Bundesjugendministerium bezuschußt, allerdings in sinkendem Ausmaß, so daß nach Graners Ansicht schon die Schmerzgrenze erreicht ist. Es gehe nicht an, einerseits über Politikverdrossenheit von Jugendlichen zu lamentieren und gleichzeitig die finanziellen Mittel für politische Bildung immer weiter herunterzuschrauben, kritisiert er.

Einen Unterschied zwischen Ost- und Westdeutschen konnte er in puncto Politikverdrossenheit bei seinen bisherigen Jugendbildungsveranstaltungen übrigens nicht feststellen. Auch im Bezug auf die Gastfreundschaft schneiden Alt- und Neubundesbürger in seinen Augen gleich schlecht ab.In osteuropäischen Ländern habe die Akademie nie Schwierigkeiten, Privatquartiere zu finden. In Deutschland bestehe dagegen bei vielen Scheu, Gäste in der eigenen Wohnung zu beherbergen. Wenn die Deutschen gastfreundlicher wären, könnten noch erheblich mehr Begegnungsangebote für osteuropäische Gruppen angeboten werden, glaubt Graner.Das Angebot der christlichen Ostakademie richte sich keineswegs nur an Christen. Die politische Bildungsarbeit geschehe jedoch stets auf der Grundlage der christlichen Soziallehre.

Zu den Veranstaltungen der zweiten Jahreshälfte gehört ein Jugendseminar über die Stätten des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus in Berlin vom 13. bis 20. September, eine kulturgeschichtliche Reise auf den Spuren Luthers durch Sachsen-Anhalt vom 27. Oktober bis 3. November, eine Bildungsveranstaltung mit sächsischen und bayrischen Jugendlichen zum Thema "Sechs Jahre Einheitsbrei?" vom 20. bis 23. November sowie eine Begegnung in Taschkent, Samarkand und Buchara im Oktober.
Dorothee Wanzek.

Lehrer und Gruppenleiter, die mit Unterstützung der Ostakademie Königstein eine Bildungsveranstaltung durchführen möchten, wenden sich an Matthias Graner bei der Außenstelle in 39106 Magdeburg, Sieverstorstraße 51, Telefon: 0391 / 5 61 07 80, Fax: 0391 / 5 41 50 73. .

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 31 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 04.08.1996

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