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Bistum Magdeburg

Caritas - das ist Kirche zum Anfassen

CV Magdeburg feiert 50jähriges Bestehen

Magdeburg (tdh) - "50 Jahre Caritas - das ist keine weltbewegende Geschichte", meint der Direktor des Caritasverbandes für das Bistum Magdeburg, Günther Brozek. Und doch hatte der Verband in der vergangenen Woche zur Feier dieses Jubiläums eingeladen aus "Freude, eine Geschichte zu haben". "Es lohnt sich täglich, die kleinen Schritte zu tun. Sprünge macht ein normaler Mensch selten", hieß deshalb auch das Motto der Feier. Der Tag galt nicht nur dem Rückblick, sondern setzte auch Akzente für die gegenwärtige Arbeit des Wohlfahrtsverbandes. Caritasdirektor Brozek: Die Caritas verstehe sich als "Partner, der in Anspruch genommen werden darf, manchmal auch ausgenutzt" werde. Die Caritas sei "Kirche zum Anfassen".

Die Caritas-Arbeit im heutigen Bistum Magdeburg hatte am 1. Februar 1946 mit der Ernennung des ersten Caritasdirektors, Prälat Heinrich Sohlbach, im damaligen Erzbischöflichen Kommissariat Magdeburg begonnen. Die Abteilungsleiterin Sozialarbeit, Christa-Maria Kramer, in ihrem Rückblick auf die Geschichte (siehe Kasten): "Die Not, die durch Krieg, Vertreibung, Umsiedlung in Deutschland herrschte, brauchte schnelle und umfangreiche Hilfe."

Frau Kramer erinnerte an das vielfältige Wirken der Caritas: 1946-1951 wurden für alle Dekanate Fürsorger eingestellt. Die Suche nach Möglichkeiten pädagogischer Arbeit über die geringe Zahl katholischer Kindergärten hinaus führte zur Einrichtung der Frohen Herrgottstunde. Besonders schwierig sei die Arbeit der Kinderheime gewesen. Die DDR habe sie "mit großem Mißbehagen gesehen" und "versuchte mit allen möglichen Schikanen die Arbeit zu verunmöglichen". Alten- und Krankenpflege, Erholungsfürsorge und Krankenhäuser seien weitere Schwerpunkte gewesen.

Durch die Wende habe sich die Arbeit des Caritasverbandes tiefgreifend verändert, sagte Frau Kramer. Die Sorge für den Menschen stehe aber nach wie vor im Mittelpunkt aller Bemühungen. "Wir wissen, daß wir kein Wohlfahrtsverband sind, der den Anspruch erhebt, flächendeckend zu arbeiten, aber bereit ist, Zeichen zu setzen, damit auch heute noch gilt: Es ist besser eine Kerze anzuzünden, als über die Finsternis zu klagen."

Für dieses Engagement dankte Magdeburgs Bischof Leo Nowak im Festgottesdienst. Der Bischof unterstrich zugleich: Niemals dürfe "der Geist Christi in der Kirche dem rein Institutionellen geopfert werden". Der Caritasverband sei für die Menschen da "und auf keinen Fall -da sei Gott davor - sind die Menschen für den Verband da". Es komme nicht darauf an, daß alles funktioniere, sondern darauf, "daß wir den Menschen begegnen und ihnen künden durch unser Verhalten, wie groß Gott ist in seiner Liebe".

Für Caritasdirektor Brozek ist die Forderung des Bischofs selbstverständlich: Auch wenn die Caritas Strukturen entwickelt habe, um besser Hilfe leisten zu können, komme es letzlich darauf an, daß die Kirche das Hauptgebot Jesu erfüllt, die Nächstenliebe. So seien alle Dienste der Nächstenliebe in Gemeinden oder Verbänden Dienste der Caritas. Wichtig sei die Rückbindung der Caritasarbeit an die Pfarrgemeinden, unterstrich Frau Kramer: Aus der Caritas der Kirche dürfe kein Wohlfahrtsverband werden, der die Bindung an die Gemeinden verloren habe.

Natürlich blieb der Tag von aktuellen Diskussionen nicht gänzlich verschont. Der Staatssekretär im Magdeburger Ministerium für Arbeit, Soziales und Gesundheit, Dieter Schimanke, merkte zur Diskussion um die Katholischen Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen an: "Hier sind wir im Dialog!". Zugleich forderte er die Caritas auf, ihren Ursprüngen treu zu bleiben. Der Direktor des Diakonischen Werkes in der Kirchenprovinz Sachsen, Reinhard Turre, wünschte der Caritas, daß sie ein Partner bleibe, "der auch seine Ecken und Kanten hat, aber weiß, wo er hinwill".

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 35 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.09.1996

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