Höppner dankt für großes Engagement
Ministerpräsident würdigte Arbeit von Hostpiz und St.-Elisabeth-Krankenhaus
Halle (ep) - Mit einem Besuch im Hallenser St.-Elisabeth-Krankenhaus (EK) hat Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reinhard Höppner (SPD) die Arbeit des Hospizes an dem katholischen Klinikum und das Engagement der Mitarbeiter des gesamten Krankenhauses gewürdigt. "Mit meinem Besuch möchte ich demonstrieren, daß ich es als wichtig empfinde, was sie hier machen", sagte Höppner am Donnerstag vor einer Woche vor Vertretern von Hospiz und EK.
Der Ministerpräsident räumte ein, daß fast überall notwendige Sparmaßnahmen "im medizinischen Bereich deutlich an Grenzen stoßen", da bei der Versorgung jedes Patienten bestmögliche Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen müßten. Es sei aus "unserer Tradition her nicht akzeptabel", Krankenpflege an rein wirtschaftlichen Kriterien auszurichten, sagte Höppner auch im Hinblick auf Überlegungen, die Hallische Universitätsklinik völlig zu privatisieren. Der Ministerpräsident versprach, es werde in Sachsen-Anhalt "beim Augenmaß" bei der Bettenreduzierung in den Kliniken bleiben.
Allerdings werde künftig eine stärkere Kooperation der Kliniken etwa im Sinne des Fortbestands und der vollen Entwicklung der medizinischen Fakultät der Universität erforderlich. Ausdrücklich lobte Höppner das Engagement des Hospiz- und EK-Personals: "In einem Haus wie ihrem ist den meisten immer bewußt gewesen, daß stets ein Schuß über das Notwendige hinaus zu leisten ist.". Er finde es richtig, daß sich die Konfessionen auch über ihre proportionalen Anteile der Christen an der Bevölkerung Sachsen-Anhalts hinaus im sozialen Bereich engagieren und Träger von Einrichtungen sind.
Zuvor hatte der Regional-Geschäftsführer der "Katholischen Wohltätigkeitsanstalt zur Heiligen Elisabeth", Dr. Peter Willms, als Vertreter des EK-Trägers Höppner das im Bau befindliche neue Klinikum gezeigt, dessen Errichtung vom Land Sachsen-Anhalt mit 83 Millionen Mark unterstützt wird. Willms, der auch Vorsitzender der Krankenhausgesellschaft von Sachsen-Anhalt ist, wies den Vorwurf zurück, die Krankenhäuser gehörten zu den Haupt-Kostentreibern im Sozialbereich. Schließlich wolle keiner der Patienten auf moderne Medizintechnik wie Herzschrittmacher, Computertomograph oder Intensivstation verzichten.
Willms warnte vor einer "Zwei-Klassen-Medizin", bei der nur der, der es sich leisten könne, alle Behandlungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen könne. Zugleich forderte er für die Krankenhäuser verläßliche finanzielle Bedingungen.
Der Geschäftsführer des Hospizes am EK Halle, Rudolf Stie-nemeier, erläuterte dem Ministerpräsidenten die Anliegen der seit 1985 praktizierten Hospizarbeit, zu der seit 1993 auch ein Tageshospiz gehört. Im Dezember dieses Jahres soll sie noch durch acht stationäre Betten vervollständigt werden. (Tag des Herrn, 30. Mai 1993, S. 12 u. a.) Damit werde die Hospiztätigkeit in Halle in Verbindung mit einer ausdrücklichen schmerztherapeutischen Behandlung (Palliative Care) der Schwerstkranken, was ganz im Sinne der Hospizidee liege, "einen bundesweit einmaligen Modellcharakter" haben, sagte Stienemeyer. Das Land Sachsen-Anhalt hat die Hospizarbeit mit bislang neun Millionen Mark gefördert.
Stienemeyer stellte fest, daß es bisher keine gesetzliche Regelung für die Bezahlung von Fachpflegepersonal im Hospizbereich gibt. Auch Willms mahnte eine "bundesweite gesetzliche Regelung über eine minimale Finanzierung" der Hospizarbeit an. In Halle befindet sich auch die Geschäftsstelle der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz.
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 01.09.1996