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Kinostar Jesus - Leinwandheld Abraham

Moderne Medien - eine Hilfe, die Bibel besser zu verstehen

Auf dem Computerbildschirm sind sechs Wasserkrüge zu sehen. Ein Diener tritt heran, langt - nach einem entsprechenden Klick mit der Computermouse - mit der Schöpfkelle hinein. Ein neuer Klick und der Diener führt die Kelle zum Mund. Begleitet von einem lauten "Gluck, gluck, gluck" trinkt er die Flüssigkeit und stellt erstaunt fest, daß es sich nicht um Wasser, sondern um Wein handelt. Die Szene, die das Evangelium von der Hochzeit zu Kana darstellt, stammt aus einer Bibel-CD-ROM, die auf einem Computer abgespielt werden kann. Sie soll - so verspricht es zumindest die Werbung - spielerisch und unterhaltend in die Welt des Neuen Testamentes einführen und auf diese Weise Kindern das Leben Jesu und den Glauben näher bringen.

Von derartigen Bibel-CDs, von biblischen Computerspielen oder ähnlichen Angeboten im Internet (dem Netz, das Computer auf aller Welt miteinander verbindet), hält Dr. Jork Artelt, der Leiter der Diözesan-Medienstelle in Erfurt, nicht viel. "Keines der Angebote, die ich bisher gesehen habe, konnte mich überzeugen." Neben billigen Effekten - wie dem "Gluck-gluck" des Dieners bei der Hochzeit zu Kana - verschwinde das "biblische Zeugnis". Ähnliches gelte oft für die Sprache bei manchem Versuch, die Bibel für heutige Menschen zu übersetzen, etwa in Bibel-Comics. Außerdem merke man manchen Produktionen an, daß das notwendige Geld gefehlt hat. Computerspiele haben dann das Niveau der frühen 80er Jahre, mit dem man heute keinen mehr hinter dem Ofen vorlocken kann. Eine Kritik, die auch der Verein "Pfarrer und PC" an biblischen Computerspielen übt. Für Artelt kommt noch etwas hinzu: Man müsse sehr genau sehen, wer das Angebot mache, denn mitunter werde da auch eine verschobene Theologie verbreitet.

Ansonsten hält der Leiter der Medienstelle schon eine ganze Menge vom Einsatz moderner Medien auch im Umgang mit der Bibel. "Die Frage ist, wie eignen sich Leute heute überhaupt biblisches Wissen an. Da können die modernen Medien durchaus helfen." Und mit Blick auf die vielen Menschen im Osten Deutschlands könnten sie überhaupt eine Anregung sein, erstmals der Bibel zu begegnen. Hier sieht Artelt eine wichtige Aufgabe seiner Einrichtung: "Wir wollen nicht nur Medien für die innerkirchliche Arbeit zur Verfügung stellen, sondern uns für die ganze Gesellschaft öffnen. Denn es besteht ein großer Nachholebedarf..

Dieses Angebot wird genutzt: Im letzten Jahr fanden in der Erfurter Medienstelle 26 000 Ausleihen statt. Erreicht wurden damit 176 000 Menschen. Und für das erste Halbjahr dieses Jahres liegen die Zahlen noch höher. Die Nutzer sind je zu einem Drittel Privatpersonen, Gemeinden sowie öffentliche Eirichtungen, insbesondere Schulen.

Die zu Ostern in der ARD begonnene Ausstrahlung der großangelegten Bibelverfilmung findet Artelt - seinem Ansatz entsprechend - gut: "Die Filme, die wir jetzt auch auf Video anbieten, sind sicher von Folge zu Folge qualitativ verschieden, aber sie sind eine Möglichkeit, Menschen den biblischen Stoff nahezubringen." Die Nachfrage gibt ihm recht: Nachdem die ersten Folgen ausgestrahlt wurden, seien viele - auch Nichtchristen - gekommen, um sich die Videos auszuleihen. Nachgefragt werde auch von Lehrern, die diese Filme im Unterricht einsetzen wollen. Auch Jesus-Filme, etwa "Das erste Evangelium Matthäus" von Pier Paolo Passolini oder "Jesus, keiner hat die Welt bewegt wie er", eigneten sich gut zur Auseinandersetzung mit der Bibel. Insgesamt ist Jesus in den 100 Jahren Geschichte des Kinofilms über 120mal Hauptdarsteller gewesen. Die Palette reicht dabei von der Aufnahme eines Passionsspiels bis zu ins Heutige übersetzten Jesus-Geschichten, wie es der Film "Jesus von Montreal" versucht.

Biblische Filme bieten - wie biblische Hörspiele, Diaserien, Kinderbibeln -eine Anregung zur Auseinandersetzung mit der Bibel. Wichtig ist Artelt und seinen Mitarbeitern aber, daß die Nutzung solcher Medien auch in der Gruppe geschieht. "Das Begleitgespräch ist das Wesentliche", sagt Artelt. Deshalb gibt es zu vielen Angeboten entsprechendes Begleitmaterial.

Sie können Hilfe sein, sich bei einem Bibelabend in der Gemeinde oder im Religionsunterricht damit auseinander zu setzen. Denn der Bibel geht es nicht anders wie anderen verfilmten Büchern. "Jeder Leser macht sich seine Vorstellungswelt. Und auch der Regisseur eines biblischen Filmes ist nur ein Leser, der die Zuschauer versucht in seine Vorstellungswelt hineinzunehmen und damit zur Auseinandersetzung anzuregen." Dabei dürfe allerdings nie die Frage vergessen werden: "Was steht wirklich in der Bibel?"

Matthias Holluba.

Weitere Informationen: Diözesanmedienstelle Erfurt, Regierungsstraße 45, 99084 Erfurt; Tel. 03 61 / 6 57 23 65

Zweigstelle Heiligenstadt im Marcel-Callo-Haus, Lindenallee 21, 37308 Heiligenstadt; Tel. 0 36 06 / 66 74 04

Medienverleih Bistum Dresden-Meißen in der Kathedrale (Eingang D), Postanschrift: über Bischöfliches Ordinariat, PF 530 152, 01291 Dresden;
Tel.: 03 51 / 4 95 31 35.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 36 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 08.09.1996

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