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Bistum Dresden-Meißen

Mach's wie Adam: Richte dich auf

Bistumswallfahrt nach Wechselburg

Wechselburg (mh) - Ganz im Zeichen des Kreuzes standen die erste der beiden Bistumswallfahrten im Bistum Dresden-Meißen und der am Nachmittag beginnende Bistums-Jugendtag am vergangenen Samstag, dem Fest der Kreuzerhöhung. Mehrere tausend katholische Christen, darunter viele Jugendliche, waren zur Wechselburger Stiftskirche gekommen. Und das trotz schlechten Wetters, dem Dresdens Bischof Joachim Reinelt aber positive Seiten abgewann, denn der Gottesdienst wurde nicht auf der Wiese, sondern in der Basilika gefeiert. Das Wechselburger Kreuz wurde so zur Illustration der Predigt des Bischofs: "Es geht darum, das Geheimnis des Kreuzes neu und tiefer zu erfassen..

Die Menschen hätten immer wieder das Kreuz und den Gekreuzigten aus dem Blick verloren, sagte Bischof Reinelt. Stattdessen wären sie "Hakenkreuz und Führer" oder dem "Stern von Moskau" gefolgt. Aber "was ist geblieben von der Schau des Paradieses auf Erden", fragte Bischof Reinelt mit Blick auf die heutigen Zustände in der früheren Sowjetunion.

Die Ostdeutschen hätten sich 1989 erhofft, daß jetzt der Wohlstand handgreiflich werde. Bei allen Problemen, gehe es den Ostdeutschen materiell nicht schlecht. "Wo es uns schlecht geht, ist in uns drin. Wenn ich nicht auf den Gekreuzigten blicke, sehe ich nur noch den Dreck", so der Bischof.

Er berichtete von einer Frau, deren vier Kinder heute nichts mehr vom Glauben wissen wollen. "Warum?" habe sie ihn gefragt. Bischof Reinelt: "Diese Frau schien mir etwas von der Größe Mariens unter dem Kreuz zu haben. Dieses Warum bleibt stehen und ist doch beantwortet, weil der, der das Warum geschrieen hat, jedes Warum an sich ziehen und erlösen wollte." Der Bischof warnte davor, jungen Leuten falsche Versprechungen zu machen: "Es wird manchmal kreuz und quer im Leben zugehen", sagte er im Blick auf das Motto des Jugendtages "Kreuz und Quer". Aber: "Wann immer wir nicht mehr weiter wissen, ist der Gekreuzigte da."

In der Andacht, mit der auch der Bistums-Jugendtag begann, brachten Wallfahrer fünf Kreuze zum Altar: für die Arbeitslosen, für in Deutschland lebende Flüchtlinge, für behinderte Mitmenschen, ihre Eltern und Betreuer, für junge Menschen, die nicht bei ihrer Familie leben, und für todkranke Jugendliche.

"Irgendwann kommt jeder an den Nullpunkt", sagte Bischof Reinelt mit Blick auf die Kreuze, zu denen die Wallfahrer am Ende der Andacht ihre selbstmitgebrachten Kreuze legten. Notwendig sei eine "Spiritualität des Nullpunktes", denn das "ist die Stelle, wo es ganz neu losgehen kann." Wenn man ganz unten sei, könne man den Kopf endgültig hängen lassen oder sich - wie der Adam unter dem Wechselburger Kreuz - wieder aufrichten. Bischof Reinelt: "Wenn du am Nullpunkt bist, mach es wie Adam, richte dich wieder auf."

Die zweite Bistumswallfahrt findet am 3. Oktober in Rosenthal statt.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 38 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 22.09.1996

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