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Bistum Dresden-Meißen

Franziskaner belebten alte Ruine

Annaberg

Annaberg (pfam) - Fast 450 Jahre mußten vergehen, um franziskanisches Klosterleben in Annaberg für eine Woche wieder aufleben zu lassen: Ehrengäste zum Fest des 500jährigen Bestehens der Stadt Annaberg im Erzgebirge waren unter anderem Ordensmänner und Ordensfrauen aus Deutschland und Polen. Theologiestudenten des Glatzer Franziskaner-Klosters, Wallfahrtspater Theophil aus St. Annaberg in Oberschlesien, Schwestern aus Sießen in Oberschwaben, aus Landshut in Bayern und aus Ullersdorf in der früheren Grafschaft Glatz.

Die Ordensleute belebten die alte Klosterruine, die im Jahr 1512 als Franziskanerkirche geweiht worden war, doch bereits 1540 im Zuge der Reformation von den Mönchen verlassen werden mußte. Während des Stadtjubiläums rief eine eigens angebrachte Glocke weit über die Klostermauern hinaus zum Stundengebet. Eine Kindervesper mit Spiel, Tanz und Gesang erfreute besonders die kleinen Gäste. Die Besucher aus nah und fern waren neugierig und kamen ins "Kloster", angelockt durch den frohen Gesang der Schwestern und die mitreißenden Klänge der jungen Franziskaner-Band "Granifer".

Das für Menschen in der Diaspora ungewöhnliche Aussehen der Schwestern und Mönche versetzte die Besucher des Klosterfestes in Staunen, manche Leute zweifelten an der Echtheit des Ordensgewandes, denn viele Händler boten ihre Waren in ähnlich aussehenden, historischen Gewändern feil. Die Ordensleute stellten sich den interessierten Besuchern gern zu einem Interview. "Mönche und Schwestern - Schnee von gestern???", dies war der Titel der Show "Talk im Kloster". Viele Annaberger wollten sich diese Chance des Kreuzverhörs nicht entgehen lassen.

Die Schwestern stellten ihre persönlichen Beweggründe dar, die sie veranlaßt hatten, den Schritt ins Kloster zu wagen. Man wird nicht von heute auf morgen Ordensschwester. In acht Jahren lernt man das Klosterleben kennen, bevor die "ewige Profeß" - das Gelübde auf Lebenszeit - abgelegt wird. Vier der Schwestern stehen vor diesem großen, festlichen Ereignis, sie werden am 3. Oktober in ihren Klöstern die ewigen Gelübde ablegen. Wer mit den Ordensfrauen ins Gespräch kam, spürte schon jetzt ihre Vorfreude. Es war ahnbar, daß die "Profeß" für die jungen Schwestern das größte und schönste ist.

Interessiert staunten die Anna-berger auch über das, was Ordensleute aus dem Chemnitzer Raum über ihr Wirken berichteten: Sei es in der Wallfahrtskirche Wechselburg, in Haftanstalten, Krankenhäusern, bei der Bahnhofsmission oder im Don-Bosco-Haus für gefährdete Kinder. In den offenen und lebhaften Gesprächsrunden gewannen die Gäste den Eindruck, daß Ordensleute Menschen zum Anfassen sind und mit ihrem Engagement mitten im Leben stehen.

Die Ausstrahlung der Brüder und Schwestern regte auch Besucher ohne Kirchenbindung zum Nachdenken an. In einer gelungenen und mitreißenden Atmosphäre sind sichtlich die Mauern mancher Vorurteile niedergerissen worden. So war das Stadtfest eine genutzte Chance den Auftrag Jesu zu erfüllen: "Geht hinaus in alle Welt und verkündet allen die frohe Botschaft."

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 29.09.1996

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