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Bistum Görlitz

Dach und Fassade der Lübbenauer Kirche saniert

Lübbenau (dw) - Das Aufsetzen der Dachbekrönung mit Kugel, Wetterhahn und Kreuz bildet am 28. September den Abschluß für umfangreiche Dach- und Fassadensanierungen der Lübbenauer Marienkirche, die im Juli begonnen haben. Kurz vor dem 40. Weihetag der Kirche am 11. November ist das für viele Katholiken im Bistum Görlitz Anlaß, zurückzublicken.

Jedes zweite Bild, das die Wände in Generalvikar Hubertus Zomacks Büro ziert, zeigt die Marienkirche in Lübbenau. Lübbenau hängt in einer Reihe mit Jerusalem und Istanbul. Von 1976 bis 1993 war Hubertus Zomack Pfarrer in der Marienkirche. "Eine ganz normale Gemeinde eigentlich", sagt er. Vielen Katholiken des Bistums Görlitz im Rentenalter bedeutet die Lübbenauer Kirche jedoch mehr als jede andere Kirche.

Als die Spreewaldgemeinde Anfang der fünfziger Jahre durch Flüchtlinge erheblich angewachsen war und dringend eine Kirche brauchte, kam Jugendseelsorger Heinrich Theissing auf die Idee, daß die Jugendlichen des Erzbischöflichen Amtes Görlitz durch ihr Wallfahrtsopfer und durch tatkräftiges Zupacken den Kirchbau unterstützen könnten. Sein Nachfolger Bernhard Huhn verfolgte diese Idee ab 1955 weiter.

1952 begannen Planungen für den Kirchbau, von 1954 bis 1956 wurden sie umgesetzt. Die Landjugend von Wittichenau jobbte zum Beispiel während der Ferien für den Kirchbau in einer Ziegelei, berichtet der Generalvikar. Kurz nach dem Kirchbau ereignete sich das, was Heinrich Theissing und der damalige Pfarrer Johannes Langner als "Wunder von Lübbenau" bezeichneten: Die kommunistischen Behörden hatten den Kirchbau nur unter der Bedingung genehmigt, daß die Kirche außerhalb der Stadtgrenzen stehen müsse.

Bald begann der Bau eines Braunkohlekraftwerkes. Um die Kirche herum wuchsen neue Siedlungen für die Arbeitskräfte, so daß die Marienkirche plötzlich mittendrin zwischen Altstadt und Neustadt lag.

Pfarrer Langner baute später auch ein Pfarrhaus. In Zomacks Amtszeit entstand ein Gemeindehaus. Die Kirche wurde von innen renoviert, das Pfarrhaus grundsaniert. Die Familienwallfahrt des vergangenen Jahres rief der Jugendgeneration der fünfziger Jahre ihre "Jugendkirche" noch einmal lebhaft in Erinnerung. Da die Außensanierung dringend war, hatten die Senioren nach vielen Jahren wieder einmal Gelegenheit, ein Wallfahrtsopfer für die Lübbenauer Kirche zu geben. Äußerlich erstrahlt die Kirche jetzt in neuem Glanz. Das kann jedoch nicht über die Sorgen hinwegtäuschen, die Pfarrer Arnold Schwarz und die Gemeinde mit der gesamten Bevölkerung der Stadt teilt: Ende Juni hat das Kraftwerk endgültig geschlosssen. Der Abbau der Arbeitsplätze hatte sich lange hingezogen. Auch einige katholische Familien sind bereits von Lübbenau weggezogen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 39 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 29.09.1996

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