Ein Kirchenbaumodell für die Diaspora
Kirchweihe
Colditz (jak) - Das langanhaltende Regenwetter konnte die Freude der katholischen Gemeinde in Colditz und die ihrer Gäste nicht trüben. Auch nicht der Umstand, daß die neue Kirche nicht vollkommen fertig war. Bischof Joachim Reinelt brachte es auf den Punkt: "Es war gut, daß ihr am Tag des hl. Raphael, eurem Patronatsfest, die Kirchweihe gefeiert habt. Und wenn alles fertig ist, dann wird sie nur noch schöner sein....
Die neue katholische Kirche von Colditz entstand nach einem neuen preiswerten Kirchbaumodell in Fertigteilbauweise, das neben dem Gottesdienstraum auch Räume für die Pfarrarbeit bereitstellt. Diese Kirchen können in verschiedenen Varianten in Orten gebaut werden, in denen kein Pfarrer wohnt. Das flexible Wiederverwendungsprojekt wurde vom Bischöflichen Ordinariat in Zusammenarbeit mit dem Architekten Prof. Gerd Bürger entwickelt.
Damit wurde der Gedanke des Bonifatiuswerkes, katholischen Christen in der Diaspora mit relativ geringen Aufwand Möglichkeiten der Begegnung zu schaffen, erneut aufgegriffen und verwirklicht. Und im Preis liegt die Errichtung eines solchen Gemeindezentrums etwa bei den anfallenden Kosten zum Bau eines Eigenheims. Neben Colditz werden in diesem Jahr noch zwei Kirchen dieser Art den Gemeinden übergeben: am 19. Oktober in Pegau und am 9. November in Königswartha.
Der für Colditz zuständige Pfarrer, Andreas Leuschner aus Waldheim, berichtet, daß mit der Kirchweihe ein für die katholischen Christen des Ortes unhaltbarer Zustand zu Ende ging. Die 1959 erbaute erste Raphaelskirche - eine umgestaltete LKW-Garage - war mit den Jahren verschlissen. Dazu kamen die gesteigerten Pacht- und Mietpreise, welche die Möglichkeiten einer kleinen Gemeinde auf Dauer übersteigen würden.
Etwa 90 Gottesdienstbesucher hat Pfarrer Andreas Leuschner jede Woche in Colditz. Als besonders aktive Gruppe benennt er den Kirchenchor, in dem auch evangelische Christen mitsingen. Die Feier der Kirchweihe wurde vom Kirchenchor in besonders schöner Weise gestaltet. Bischof Joachim Reinelt hob dabei in seiner Predigt hervor, daß Gott die ganze Gemeinde in seinen Dienst nimmt. Jeder einzelne ist für das Zusammenspiel einer Kirchgemeinde wichtig, betonte der Bischof. Dabei machte er Mut zu einem Leben aus dem Glauben: "So wie Christus sich uns geschenkt hat, so sollen auch wir uns verschenken. Wir leben für Gott und somit für die Menschen."
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.10.1996