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Bistum Görlitz

Pfarrkirche jenseits der Grenze

Guben (ws) - Das 25. Kirchweihjubiläum feiert die Gubener St. Trinitatis-Gemeinde am 17. Oktober. Notwendig geworden war der Kirchbau infolge der Grenzziehung von 1945. Damals verlor die katholische Pfarrgemeinde Guben ihre Kirche, die auf der Ostseite der geteilten Stadt lag. Die Gläubigen im Westteil feierten ihre Gottesdienste zunächst in einer kleinen "Notkapelle" im katholischen Gemeindehaus. Das ging solange gut, bis 1962 ein Zustrom von Facharbeitern für das moderne Chemiefaserwerk nach Guben einsetzte, darunter Hunderte von Katholiken. Die kleine Notkapelle reichte nicht mehr aus.

Die Gemeinde mußte bauen. In einer Zeit, als in der Stadt kaum ein privater Bau genehmigt wurde, war das allerdings nicht so einfach, erinnert sich der damalige Pfarrer Wilhelm Steffen. Nach zweijähriger, zäher Verhandlung gaben die staatlichen Stellen 1965 endlich die Erlaubnis zum Bau einer katholischen Kirche, erzählt er.

Allerdings habe die Gemeinde keine Materialien zugeteilt bekommen und durfte auch keine Baufirma in Anspruch nehmen. "Menschlich gesehen ein aussichtsloses Unterfangen", schätzt Winfried Steffen heute ein. "Aber im Vertrauen auf Gott fingen wir mit den Arbeiten an und bauten bis zur Fertigstellung fünf Jahre." Die Gemeinde wirkte auf vielfältige Weise am Bau mit.

Innerhalb von zehn Jahren sammelten die Katholiken 100 000 Mark. Sie leisteten mehr als 30 000 ehrenamtliche Arbeitsstunden. Nicht zuletzt beteten vor allem die älteren Gemeindemitglieder täglich gemeinsam den Rosenkranz um Gottes Segen für die Errichtung des Gotteshauses.

Wenn Rat Steffen sich an die Bauzeit erinnert, fallen ihm einige Anekdoten ein, zum Beispiel die über das "Ziegelwunder": "Unsere Sorge um die Beschaffung von 100 000 Ziegeln löste Gott spielend", erzählt er. Im Dezember 1965 sei über die ganze Region ein Schneesturm hereingebrochen, der alle Zufahrtswege zur nahegelegenen Ziegelei unpassierbar machte. Nur der kurze Weg nach Guben sei noch befahrbar gewesen. Sofort bekam die Gemeinde die Mitteilung, daß sie die benötigten Ziegel bekommen könnte.

Einige Tage vor der Kirchweih durch Bischof Gerhard Schaffran hing nur ein provisorisches Kreuz in der Kirche. "Bis wir etwas besseres finden", sagte Pfarrer Steffen zu der Architektin. Kurz darauf fand sie in einer alten Fabrikhalle ein gotisches Kreuz mit einem Christuskorpus, der keine Arme und Beine mehr hatte. Der Jugend gefiel dieses Kreuz zunächst nicht. "Wie können Sie nur in diese moderne Kirche ein so marodes Kreuz hängen?", wurde der Pfarrer gefragt. Den Kindern brachte eine Predigt das Kreuz näher. "Ihr sollt Christus eure Arme und Beine geben", sagte ihnen der Pfarrer. Mittlerweile hat die Trinitatisgemeinde aber doch ein neues Kreuz in ihre Marienkirche gehängt.

Die Jubiläumsfeier beginnt am 17. Oktober um 18.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Pfarrkirche. Am 18. Oktober um 19.30 Uhr steht ein Rückblick auf die 25jährige Geschichte der Kirche auf dem Programm. Am Festgottesdienst, 19. Oktober um 10 Uhr, werden die noch lebenden ehemaligen Pfarrer und Kapläne der Gemeinde teilnehmen.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht in Ausgabe 41 des 46. Jahrgangs (im Jahr 1996).
Aufgenommen in die Online-Ausgabe: Sonntag, 13.10.1996

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